Linton Kwesi Johnson Making History Ariola 804351-928
Lintons viertes Album hat ihn drei Jahre Zeit gekostet. Aber jede Minute dieser Zeit scheint er genutzt zu haben. Platten wie MAKING HI-STORY bringt man halt nicht in 14 Tagen zustande. Es gibt sieben neue vertonte Gedichte hier, Gedichte, die galliger und globaler sind als die (zumeist an den Schicksalen Einzelner aufgehängten) Poems von BASS CULTURE, Lintons letztem Album.
Was mir wesentlich erscheint, ist die Tatsache, daß MAKING HISTO-RY ein Problem ausschaltet, das bei Linton Kwesi Johnsons Platten immer wieder autgetreten ist: BASS CULTURE, FORCES OF VICTO-RY. POET AND THE ROOTS, ihnen allen war gemein, daß in dem Augenblick, als der Schwall kalter Fakten gewirkt hatte und das Vokabular bekannt war, nur noch bedingt Anlaß bestand, seine Musik zu spielen.
MAKING HISTORY ist, von Dennis Bovells Dub Band flüssig und auflockernd vertont, grundlegend anders: Das geht von dem Mandolinen-Sound von John Kpiayes Gitarre bei „Reggae Fi Radni“ bis hin zu dem Jazz/Reggae-Gemisch von „What About Di Working Class“ mit seinen ausgeruhten Sax, Piano und Gitarren-Improvisationen; oft ist das Ganze eher jazzoetry (wie sich die Last Poets ausgedrückt haben) als dub-poetry. Die Gewichtsverteilung zwischen Worten und Musik stimmt Das Linton weiter ausholt als je zuvor, unterminiert die Potenz und Präzision seiner Poems zu keiner Zeit. Wenn er z. B. seine Eindrücke von Jamaica zusammenfaßt: …..
peoßle live in shack, people living back to back, amongst cockroach and rat, mongst dirt and disease, the terrorist a talk, political intrigue, constant griefand no sign ofrelief. ‚.‘ (bei „Reggae Fi Dada“) – oder in „Reggae Fi Radni“ von Walter Rodney spricht, jenem Literaten und Historiker, derein Opfer der Diktatur in Guayana wurde, ist die Refiektionsschärfe dieselbe wie in seinen Kommentaren zu den Unruhen in Bristol, Brixton und Southall.
Ironie – die schlagkräftigste Waffe von Jamaicas besten Poeten, nämlich Breeze und Mutabaruka, benutzt er kaum um seine Themen zu dramatisieren. Es ist die Kraft seiner Stimme – stockend und schockiert, schneidend und schwer atmend – die seine Rhetorik in Bewegung bringt. Eine Kraft, die aus MAKING HISTORYmehr macht als einen bitteren und beklemmenden Report.
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