Living Is Hard – West African Music In Britain 1927-1929

Spätestens seit Veröffentlichung der Reihe london is the place for me hat das kleine Honest-Jons-Label einen Stein im Brett bei der afro-karibisch angefixten Indie-Gemeinde dieser Tage. Auf den bislang vier Alben konnte man die wunderbaren Vorspiele zu Calypso, Kwela und Highlife entdecken, die sich in den 5oernund6oern unter dem Dach der damals noch gar nicht so multikultigen Pop-Metropole London ereigneten. Mit living is hard setzt Honest Jons nun zum Sprung in eine weitere neue Dimension an, nicht nur, weil die 23 Tracks aus den späten 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts stammen und damit den popmusikalischen Entstehungsrahmen verlassen. Die Songs von westafrikanischen Sängern, Gitarristen und kleinen Ensembles wurden zwar alle in London aufgenommen und gepresst, für den Markt der Kolonialmacht waren sie aber nie vorgesehen. Das Label Zonophone, das bald zum EMI-Imperium gehörte, machte mit den Liedern der Migranten, der Seeleute und Hafenarbeiter ein gutes Exportgeschäft in Westafrika. Einen Link in die Geschichte der prominenten Stränge der jüngeren afrikanischen Musik wird man dennoch hier kaum finden. Diese Lieder stehen für sich selbst -viele sind erschreckend rau, klingende Briefe in die Heimat, voller Wehmut, nackter Verzweiflung manchmal. Lieder zu diesem schweren Leben wie George Williams Aingos „Akuko Nu Bonto“, das dem Album seinen Titel gab: „Living is hard, ayee/old man Bonto l’ve brought money home.“ Demnächst geht dann london is the place for me in eine weitere Runde.

>» www.honestjons.com