Lust im Dschungelcamp

Legendär, wie deutsche Filmverleiher einst als kreative Titelschmiede brillierten. Erwischt hat es 1969 auch den Film more von Barbet Schroeder, der im Bratwurstland als gier nach lust reüssieren musste. Das klang zwar vielversprechend nach hemmungsloser dänischer Filmkunst jener Jahre, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass mehr Menschen den Soundtrack von Pink Floyd als Kinokarten kauften. Dabei ist more (Red Planet/Alive) 4 ein sehenswertes Stück Sechziger-Jahre- Kino: Fast dokumentarisch und damit ganz offensichtlich inspiriert vom Cinema Verite‘, erzählt Schroeder die Geschichte eines deutschamerikanischen Pärchens, das auf Ibiza zielsicher ins Verderben rauscht, denn seine Gier gilt nicht der Lust, sondern dem Heroin. Erfreulich, dass dabei kein bizarrer Antidrogenfilm ä la reefeh madness herauskam. Falls man dennoch unbedingt eine Botschaft hineinlesen will, dann bietet sich diese an: Überdosis unbedingt vermeiden. Erfreulich aber auch, dass der kaputten Junkie-Tristesse in touristisch attraktiver Umgebung keine billige Romantik eingehaucht wurde. Allzu glamourös ist es schließlich auch nicht, in einer Unterführung zu verrecken. Pink Floyds“Nile Song“ und ihre stetig wabernde Psychedelic passen zu all dem perfekt und verdienen 5 Eine landschaftlich reizvolle Kulisse bietet auch Schroeders zweite Kooperation mit Pink Floyd namens la vallee aka osscured by cLouDs(Red Planet/Alive 3 ein Selbstfindungstrip esoterisch beseelter Hippies und einer Diplomatengattin ins dunstige Hochlandgrün von Papua-Neuguinea. 1972 erschienen, spielt der Film mit dem damals grassierenden Zivilisationsüberdruss, mit der Sehnsucht nach dem Paradies, mit der freien Liebe und der angeblichen Unschuld der edlen Wilden. Nur kommt die Chose nicht so recht in Schwung, dazu gesellt sich die bedauerliche Tatsache, dass die Hauptdarsteller des Dschungelcamps nicht sonderlich sympathisch sind. Ein verfilmter Aussteigertraum also, der fast naiv anmutet, wäre da nicht ein einzelner Hippie, dem irgendwann klar wird, dass der Zivilisation auch Vorteile innewohnen und man die hochtrabende Verschmelzung mit dem Universum auch schlicht Tourismus nennen kann. Pink Floyds Musik ist ein wenig tranig, aber okay: 3,5 . Regisseur Schroeder sollte später mit weiblich, ledig, jung sucht… zu Ruhm und Ehre gelangen, kürzlich spielte er eine Nebenrolle in the darjeeling express. Mit beidem hat sein Frühwerk allerdings recht wenig zu tun.

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