Madonna :: Confessions On A Dancefloor

Dance Pop, so fett vielleicht wie der Hintern jener Schreibtischtäter, die dieser Frau gleich wieder eine Krone aufsetzen wollen.

In breitem Rödelheimerisch sage ich Ja klar“ wie die Setlur, wenn ich in soo fetten Feuilleton-Abhandlungen lesen muß: „Madonna hat sich soeben mal wieder neu erfunden und ist überhaupt immer noch die Geilste.“ Und daß die Frau mindestens die Discoscheibe seit Chics C’est Chic aufgenommen hat. Muß man sich das von hüftsteifen Schreibtischtätern erzählen lassen, die Gefallen daran finden, der künstlerisch ins Straucheln gerateten Kabbala-Verfallenen rhetorisch geschickt, argumentativ aber bald hoffnungslos in sich selbst verstrickt nun gleich wieder die Krone aufsetzen zu wollen? Nun, eine Platte wie CONFESSIONS … legt aber auch ein wenig Verblendung nahe. Vor allem setzt Madonna damit gottlob nicht den Prozeß des Erwachsenwerdens fort, derzuletzt zu eher ernüchternden Ergebnissen geführt hat. Sie wagt sich vielmehr so weit in den Club vor, wie ihr das bislang fast nur mit Hilfe von Remixern gelungen war. Ihr neuer Produzent (Mirwais und Joe Henry schauen nur noch kurz vorbei) heißt Stuart Price (Zoot Woman, Les Rhythmes Digitales) -der musikalische Direktor ihrer letzten Tour. Price ist so pophistorisch bewandert wie gerissen, und er baute seiner Auftraggeberin aus Kompressoren-Synthies, Handclaps und Boller-Bassdrums, Vocoder-Stimmen und Space-Streichern eine Zappelkiste, in der Madonna allerdings meist auch nicht viel mehr bleibt, als mit uns gemeinsam ihre durchtrainierten Beine zu schwingen. Sie singt ordentlich (banalen Unsinn freilich, aber das ist egal), doch letztlich bleibt sie mit wenigen Ausnahmen Nebendarstellerin ihrer eigenen Show (das Santana-Syndrom). In der Hauptrolle läßt es Price ordentlich pumpen, reißt Stooges- und Buffalo-Springfield-Zitate runter, huldigt den Pet Shop Boys und Moroder und zeigt, daß er es eigentlich viel besser kann als bei „Hung Up“ – wo ihm das Abba-Sample offenbar zu kostbar war, um damit ein gewagteres Spielchen zu treiben. Am Ende bleibt ein religiös gemeinter Ethno-Quatsch namens „Isaac“ zu bemäkeln,dem aber mit der einzigen Nicht-four-to-the-floor-Nummer“Push“ das gelungenste Stück Pop des Albums folgt, Confessions … ist Madonnas bestes Album vielleicht, ähnlich geschlossen wie Ray Of Light und ebenfalls fastausfallfrei. Das ist allemal eine Leistung für eine Künstlerin, deren Spektakel selten die musikalischen und deren besten Alben ihre Greatest-Hits-Compilations sind.