Mando Diao :: Never Seen The Light Of Day
Seltsam eitles Sixties-Folk-Pop-Werk der schwedischen Topffrisuren: gähnend leer und mit Streichern oben drauf.
Kollegenschelte ziemt sich ja eigentlich nicht. Trotzdem: In der vorletzten Ausgabe dieses Magazins erdreistete sich ein Einfaltspinsel von einem Musikkritiker in einer The-Coral-Rezension, die bislang recht untadelig dahermusizierenden Herren von Mando Diao als Karrieristen zu bezeichnen. Was für ein armseliger Narr! Wäre dieser Kritiker nicht für seine törichte Einschätzung sowieso schon zur Strafe zurück in die 60er-Jahre geschossen worden, um dort künftig hilflos und desorientiert mit einem unabrasierbaren Devendra-Banhart-Bart umherzuirren, müsste man ihn eigentlich unablässig mit der neuen Mando-Diao-Platte verhauen. Die ist nämlich alles, nur nicht karrieristisch. Was aber ist sie? Gelangweilt? Langweilig? Hochnäsig? Runtergeleiert? Ein arrogantes Pflichtprodukt? Fan-Verstörung? Oder am Ende gar einfach nur der Beweis für die Ankunft des Hippietums bei den Beat-Burschen von Mando Diao? Die typisch lässige Prägnanz, die noch Ode To Ochrasy im letzten Jahr ausgezeichnet hatte, ist jedenfalls dahin. Es beginnt hübsch: Ein fiedelndes Intro lässt „If I Don’t Live Today, Then I Might Not Be Here Tomorrow“ ordentlich lospreschen, der Song lebt ein bisschen von seiner beherzten Schepperigkeit, besonders ausgefuchst ist er nicht. Gerade mal zwei Minuten dauert das Stück. Der darauf folgende Titelsong nimmt den Faden auf: noch ein solider Folk-Pop-Song mit Geigenguss. Mando Diao sind hörbar im Haight Ashbury der Spätsechziger angekommen (da wo auch gerade der Coral-Rezensent herumstrolcht, vielleicht trifft man sich ja), man denkt an den barocken Folk von Arthur Lees Love, aber das Material hält den Arrangements nicht stand. Spätestens beim dritten Song wird’s dann einfach zu öde. Der alte Schmiss, der die Band früher auch in ihren kompositorisch weniger wackeren Momenten schützte, geht jetzt in weiten Hallkorridoren verloren. So kurz das Album auch ist: Never Seen The Light Of Day ist eine Platte, die nach zu viel Marihuana in deutschen Hotelzimmern klingt. Und nach Selbstgefälligkeit in einer Blase aus nachgestelltem 60er-Folk-Rock. Aber nicht nach Karrierismus.
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