Mari Wilson – Showpeople

Man Wilson ist der Star, besser noch die lebende Reklamesäule für die Firmenpolitik des kleinen Londoner Compact-Labels. Sie könnte aus einer perfekt durchgestylten Schaufensterkollektion der 60er Jahre kommen, wenn sie nicht doch zu pummelig, etwas zu vulgär und billig wäre. Ihre hoch aufgetürmte Frisur ist aufdringlich und herrlich grotesk, und ihr Blick auf dem Cover wirlct nicht erotisch und lasziv, sondern verschlafen und gelangweüt. Sympathisches, pflegeleichtes Plastik zum sofortigen Verbrauch.

Mari Wilson hat eine Langspielplatte besungen, die ebenso pflegeleicht und gebrauchsfertig zur unauffälligen, angenehmen Hintergrunddekoration empfohlen werden kann. Die Compact-Hausautoren Teddy Johns (9 der 12 Songs von ihm) und Tot Taylor (er schrieb die Orchesterballade „This Time Tomorrow“. die wie alles auf der Platte zwischen geschmackvoll und geschmäcklerisch pendelt) haben alle Klischees und Melodiemuster der 60er Jahre, jener klassischer Ära, in der man noch zu komponieren wußte, originalgetreu kopiert und zu kleinen, kunstvoll ausgetüftelten Musikgebilden zusammengeschraubt.

Die Songs selber bewegen sich zwischen kurzen brillanten Momenten aufregenden Entertainments und schläfrigen Passagen gediegener Langeweile, zwischen modern frisiertem Motown (der neu und schlechter produzierte Wilson-Klassiker „Ecstasy“) und Trash-Beat („Dr. Love“), mit nur einer wirklichen Entgleisung, einem ekligen 70er-Gitarrensolo auf „Remember Me“.

Was diese Platte ganz hätte sein können, erleben wir auf Just What I Always Wanted“ (ihrem Singlehit vom letzten Jahr), der perfekten Zusammenfassung von moderner Produktion und 60er Stilgefühl, Im letzten Stück singt Mari Wilson „Im disappointed if this is lt“. Trotz allem ist die Platte erfreulicher, liebevoller und unterhaltsamer als das meiste der Konkurrenz. Und deshalb herausragend.