Marillion – Vier Re-Releases

Mit SEASON’S END und dem neuen Sänger Steve Hogarth markierten Marillion 1989 einen deutlichen Kurswechsel. Hörbar geglättet und durch den Abschied von Fish auch einer gewissen emotionalen Ebene beraubt, zielten die Briten mit Singles wie „Hooks In You“ oder „The Uninvited Guest“ auf den amerikanischen Geschmack. Doch neben uninspiriertem Wildern in den damals schon abgegrasten Jadggründen von Foreigner bestehen kleine Meisterwerke wie „The Space“ oder „Easter“. HOLIDAYS IN EDEN (1991) zeigt das abgetakelte Flagschiff in bis dato seichtesten Pop-Gewässern: gefällig, aber weit vom Standard früherer Produktionen entfernt – da stimmen selbst die zusätzlichen Outtakes nicht versöhnlicher. Einziger Lichtblick: „100 Nights“. Aufgespart haben sie sich ihre Skills für das phänomenale BRAVE (1994) – CD 2 verwöhnt mit der kompletten Demo-Version eines Albums, das jedem Freund des intelligent-opulenten Britpop dringend ans Herz gelegt sei. Auch das düster-ambiente AFRAID OF SUNLIGHT (1995) konnte es der EMI nicht recht machen, trotz des bizarren, beachboyesqueken „Cannibal Surf Babe“ und der finalen Kakophonie von „King“ wurden Marillion von ihrer Plattenfirma an die frische Luft gesetzt. Und dort machen sie heute noch tolle Musik.