Marius Müller-Westernhagen – Die Sonne So Rot
Wer den Müller im verflossenen Jahr bei einem seiner drei Live-Auftritte erleben durfte, weiß, wie heiß und bis in die Haarspitzen motiviert der Bursche die Bühnen enterte. Das Gerede vom kommerziellen Flop des Musikers Westernhagen hatte ihm mächtig zu schaffen gemacht. Wirklich jeden einzelnen im Publikum wollte er anmachen und von seinen musikalischen Talenten überzeugen.
Und dieser Kampf, den er da aufnahm, wurde auch belohnt. Die Reaktionen auf seine enthusiastische Spontan-Band (Sound: schweinisch; Bock: massig) waren entsprechend positiv.
In dem Bewußtsein, (doch) noch Freunde zu haben, darüber hinaus aber auch zu wissen, nicht mehr jene bedienen zu müssen, die während des großen Marius-Booms anno ’81 auch eine überdimensionale MMW-Attrappe bejubelt hätten, ging er ins Studio, um DIE SONNE IST ROT einzuspielen.
Alle bisherigen Sicherheiten wurden über Bord geworfen, was meint: Lediglich Alt-Kumpel Lothar Meid (Baß) und Über-Spezi „Kralle“ (Gitarre) standen bei der Produktion Pate. Die restliche Arbeit taten Computer. Damit ist der vorläufige Endpunkt von Müllers musikalischem Striptease von den fetten Arrangements der Anfangstage über die satte Rock’n’Roll-Besetzung des „Pfefferminzprinzen“ hin zu einer vergleichsweise archaischen Form erreicht.
Hier soll nun nicht ein solch abgenutzter Begriff wie Street credibility erklärend herangezogen werden. Oder gar dem Künstler unterstellt werden, diese oder jene Assoziation provozieren zu wollen. Vielmehr scheint mir, daß sich hier drei Figuren ausgetobt haben und an alles gedacht haben, nur nicht an Verkäuflichkeit, ja eher noch den (endgültigen) kommerziellen Selbstmord (als Single wurde „Makkie Messer“ ausgekoppelt) einkalkuliert haben.
Htei wird keine Harmonie vorgegaukelt, kein Perfektionismus durchgezogen: Suff, Exzeß. Sex, Tabus und Schweiß sind angesagt im (für viele sicherlich verwirrenden) Wechselbad zwischen Rollenspiel und Autobiographischem.
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