Material – Intonarumori

Wieder einmal: Ein Kreis schließt sich. Anfang der Achtziger Jahre hat Bill Laswell für das New Yorker Celluloid-Label unter dem Markennamen „Material“ zahlreiche unbekannte HipHop-Acts produziert – das war lange bevor schicker Puff Daddy-PopHop aus gepflegten Stereoanlagen plätscherte. Nun, zum Ende des Jahrtausends und zum 20jährigen Jubiläum, läßt Bill Laswell sein offenes Musikerkollektiv Material wieder aufleben – nach schätzungsweise zehn Material-losen Jahren. Mit einer HipHop-Platte und einem Haufen Gaststars, bei denen sich bereits Etablierte (Kool Keith, Public Enemys Flavor Flav, Killah Priest vom Wu-Tang Clan), ausgewiesene Untergrund-Helden (Mr. Len von Company Flow) und Neulinge (Scotty Hard von der WordSound-Posse) die Waage halten. INTONARUMORI zeigt, daß Laswell an HipHop nicht nur als Transportmedium für Worte interessiert ist (das natürlich auch), sondern das Genre vielmehr-wie so oft-als fruchtbares musikalisches Experimentierfeld nutzt. Und auf diesem Feld haben Turntable-Spezialisten wie Company Flow oder die Executioners Bälle losgetreten, die Laswell gerne mal aufnimmt und weitergibt. Die Stimmung hier ist – wie bei des Material-Mannes 100 anderen Projekten auch – zappendüster, die Beats kommen aus den Untiefen des Untergrunds, fiese Samples („Buffalo Gals“,“StarTrek“-Gefiepse) und schwere Soundscapes sorgen für wohliges Unbehagen – einzig Lori Carsons (The Golden Palominoes) wunderbare Stimme strömt für einen kurzen Moment ein Gefühl der Wärme aus, nachdem Kool Keith und Flavor Flav vorher aber erstmal klargemacht haben, woher Papa die Rhymes (weitgehend Pussy-und Motherfucker-freie Zonen) und den Rhythmus holt: aus den Tiefen der Kanalisation. Das ist Underground-HipHop, der unter Schmerzen gehört werden will.