
Jetzt ohne Band. Um sich endlich selbst zu verwirklichen? Eher nicht. Auch The National sind ganz Matt Berninger. Und hier wie dort leidet der heute 49-Jährige melodischer und melancholischer als jeder andere. Gewiss ist aber: Das späte Solodebüt nach acht Alben mit seiner Hauptband, SERPENTINE PRISON, ist viel mehr eine Songwriter-Platte als die letzten National-Alben.
🛒 „SERPENTINE PRISON“ bei Amazon.de kaufenUptempo-Indie-Rock, elektrische Gitarren, elektronisches Klackern, vertrackte Beats: nichts davon. Und dass Berninger sein Mikro aus der Hand gibt, wie zuletzt reihenweise auf I AM EASY TO FIND an Mina Tindle und Sharon Van Etten etwa, kommt auch nur einmal vor, wenn Gail Ann Dorsey (aus Bowies Band) im Song „Silver Springs“ eine Strophe singt.
Stattdessen hört sich SERPENTINE PRISON fast schon überraschend traditionell und, ja, auch klassisch amerikanisch an. Akustische Gitarre, Bläser, irgendwo zwischen Americana und Indie-Folk. Feine Klaviermelodien und Streicher bringen Kammerpop mit rein. Und die bluesig-groovende Orgel im Song „Loved So Little“ geht ganz klar auf das Konto von US-Legende Booker T. Jones, der produziert und mitgespielt hat.
„I don’t see no brightness and I’m kind of startin’ to like this“, singt Berninger, ganz Schmerzensmann, in „Oh Dearie“. Das ist nah an der Selbstparodie, und wie er es sich so bequem macht in seinen kontemplativen, traurig-schönen Stücken, glaubt man’s ihm fast. Nach dem verloren flehenden „Take Me Out Of Town“ nicht mehr so. „Where are you, you said you’d be here by now“, fragt jemand. Und garantiert nicht im Titelsong.
Leben inmitten von Frustration, Nationalismus, Zynismus: Wie geht das? „Serpentine Prison“ schließt – ziemlich großartig – individuelle und kollektive Angst kurz, erzählt von Depression und einer Welt am Rand der Zerstörung. Resignation, Fatalismus? Hilft alles nicht: „I walk into walls and I lay awake. I don‘t want to give it to my daughter.“ Dazu spielen Trompete und Mundharmonika. Und spätestens jetzt ist klar, warum Berninger ein Soloalbum gemacht hat.
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