Maxis
Paul Weller und Dee C. Lee singen gediegen im Duett „It Didn’t Matter“ (A&M). Eine Soul-angehauchte Midtempo-Ballade. typisch für Style Council, engagiert, aber gleichzeitig auch etwas cool und nüchtern. Es groovt halbwegs, aber zu harmlos, eine querulente Gitarre bratzt schön dazwischen, doch die richtige Temperatur älterer Weller-Songs will sich nicht einstellen. Der kratzbürstige Track auf der B-Seite kommt da schon besser. (3)
„Buoy“ (Virgin), ein denkwürdiger Titel für einen merkwürdigen, seltsamen Song vom ehemaligen Japan-Bassisten Mick Kam (feat. David Sylvian). Sein wabernder, brummender Baß fließt phantasierend zwischen lauwarmem Piano und schwerem Saxophon hindurch. Ein mystischer, fernöstlich angehauchter Song, der wohl erst durch den kultivierten Gesang David Sylvians in die hiesigen Teehäuser gelangt. Das Instrumental auf der Rückseite führt Kam ganz nah an die tibetanische Grenze zur New Age-Musik. (3)
Dann schon lieber Hüsker Du aus Minneapolis, die ganz und gar von dieser Welt sind, schmerzlich und kraftvoll an der Gitarre sägen, und ein Sänger, Bob Mould. der sein Anliegen in die Hemisphäre schreit: „Could You Be The One“ (WEA). Ein Hardcore-Popsong zwischen Taumel und Frustration. (5)
Für den Kameruner Allroundmusiker Manu Dibango setzten sich die musikalischen Grenzgänger zwischen Funk, Jazz, Reggae und Rock an einen Tisch. Dibangos größter Erfolg, einer der bekanntesten afrikanischen Hits überhaupt, „Soul Makossa“ nämlich, wurde zu „Makossa „87“ (Enemy Rec).
Von Bill Laswell produziert, liefern Sly & Robbie, Herbie Hancock und, neu im Bunde. Ultra-Funker Bootsy Collins. die musikalische Unterstützung. Aus afrikanischem Holz wurde ein edelstahlhartes Werk geschnitzt, das die batteriebetriebenen Ghettoblaster kaum überleben. Neben der „kommerziellen“ Seite wahren die Beteiligten ihr (wahres) Gesicht mit einer zehnminütigen Jazz-Version auf der B-Seite. (4)
Das verschmitzt süße „You Sexy Thing“ (EMI) von Hot Chocolate wurde geremixt. Der Holländer Ben Liebrand unterlegte dem 75er Original einen kräftigen GoGo-Beat. Er ist seit geraumer Zeit einer der kreativsten Remixer. der für seine hausgemachten Ideen in Holland eine eigene Rundfunksendung hat und mittlerweile eine riesige Fangemeinde mit Tapes bedient. (4) Auf dem „Paisley Park“-Label von Prince gibt es wieder etwas Neues. Madhouse, ein Studioprojekt, experimenteller als The Family, Mazarati oder Sheila E. Mit Prince’schem Backbeat und viel Saxophon geht es Richtung Jazz. In Anbetracht der Tatsache, daß Prince mit Miles Davis an einem Album arbeitet, ist dies ein etwas enttäuschender Vorreiter. Aus einer rein instrumentalen LP. deren Stücke die Zahlen 1—8 tragen, wurde Nr. „6“ (WEA) als erste 12inch ausgekoppelt. Langweilig. (2)
Hi B-Boys! Die Bastion der vor Selbstbewußtsein strotzenden Rapper hat Schwierigkeiten mit den Mädels. Heavy D. & The Boyz melden sich mit „Mr. Big Stuff“ (MCA), einem quirligen Rap mit Break-Beats. klingelndem Jingle und ein paar Gören, die ihm seine „Übergröße“ einfach nicht abnehmen wollen. (4)
Die Gap Band werkelt in altbewährter Manier. Wenn sie auch nicht den „Big Fun“ (Total Experience) erfunden haben, haben sie hier doch ihren funkensprühenden Streetbeat mit einer Süßholz geraspelten Midtempo-Ballade gepaart, womit sie für eine weiße Zuhörerschaft wohl interessanter werden. (4)
Die Kombination Sam Moore & Lou Reed ist die wohl unorthodoxeste seit langer Zeit. Und sie funktioniert, weil Sam Moore (von Sam & Dave) Onkel Lou schlichtweg überfährt. Sam ist in seinem Element, er ist der „Soul Man“ (A&M) — und Lou Reed trägt außer der Gitarre nur ein paar Unkenrufe bei. Ansonsten bleibt er lieber einen Meter vom Mikrophon entfernt, damit er den rotierenden Sam nicht beirrt. Es bleibt auch mit Lou Reed noch immer ein Jahrhundert-Klassiker. Für Soul Fans: (6). Für Velvet-Veteranen: (4).
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