McDermotts 2 Hours v Levellers – Claws And Wings
Mit irischem Folk ist es ja so eine Sache: Als Begleitmusik für ungehemmten Guinnessgenuss steht er recht hoch im Kurs, erfüllt er doch das Klischee vom armen, aber fröhlichen und stets besoffenen Insulaner. Rothaarig muss er sein, mit der Tweedmütze auf dem Kopf. Wenn dann alte Rebellenlieder erklingen, die davon handeln, den Engländer an sich in der Irischen See zu versenken, nimmt man das mit einer Mischung aus Amüsement und Betroffenheit zur Kenntnis. Nun ja, sie haben eben sehr gelitten unter den Engländern. Auch ein beliebtes Sujet ist die Hungersnot von 1849, in deren Folge sich Millionen rothaariger Alkoholiker nach New York einschifften, um dort für Generationen beim Police Department Streifendienst zu schieben. So heißt es jedenfalls. Von all dem ist auf Claws And Wings, der Zusammenarbeit der Folkband McDermotts 2 Hours mit drei Mitgliedern der Levellers, erfreulich wenig bis gar nichts zu hören. Liegt es daran, dass die Musiker aus Nordirland und Südengland stammen? Gut möglich, jedenfalls ist die Botschaft pazifistisch, Whisky kommt dabei nur am Rande vor, und die Tiefpunkte irischer Geschichte spielen überhaupt keine Rolle. Was bleibt, ist mehrheitlich traditionell produzierter Folk mit Fiddle, Tin Whistle, Gitarre und schön metancholischen Melodien, die Texte handeln von Freiheit, Liebe und Tod. Puristische Musik, meist schlicht, manchmal ergreifend, aber immer bodenständig. Also doch Tweedmütze? Ja, aber im nüchternen Kopf darunter tanzt keine „Waltzing Mathilda“ zum Abschied und werden auch keine Söhne Englands gemeuchelt. www.levellers.co.uk
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