Melissa Etheridge – Your Little Secret

Frau Etheridge legt auf ihrem fünften Album los wie die Feuerwehr. Mit dem Titelstück, einem harten Riff-Rocker, spielt sie mal eben Bryan Adams und Konsorten an die Wand und läßt mit ‚I Really Like You‘ gleich noch ein weiteres Srett folgen. Auf ‚Nowhere To Go‘ schaltet die Dame einen Gang zurück, sozusagen als Vorbereitung auf den Killertrack von YOUR LITTLE SECRET. Der heißt ‚An Unusual Kiss‘ und zeigt eine Melissa Etheridge, die röhrt wie eine Löwin, die ihre Jungen verteidigt. Die Band kocht derweil auf kleiner Flamme, und schließlich endet der ungewöhnliche Kuß mit einem Gitarren-Feuerwerk. ‚I Want To Come Over‘ läßt wieder Ruhe einkehren. Wie überhaupt in der zweiten Hälfte der gut sominütigen CD die Künstlerin nur noch mit gebremstem Schaum zu Werke geht. Das klingt dann mal vorzüglich wie in ‚This War Is Over‘, was sich anhört, als würde Bonnie Raitt auf U2 treffen, mal anrührend wie im Liebeslied ‚All The Way To Heaven‘, mal schlicht langweilig (‚Shriner’s Park‘). ‚I Could Have Been You‘ pendelt zwischen intimem Zwiegespräch und lautstarken Ausbrüchen, während die Kalenderweisheiten von ‚Change‘ (‚The only thing that stays the same is change‘) peinliche Ähnlichkeiten zu Bonnie Tyler verraten. Warum YOUR LITTLE SECRET aber ein derart zerrissenes Album wurde, bleibt wohl Melissa Etheridges kleines Geheimnis.