Menace Beach

Ratworld

Memphis Industries/Indigo

Ein Kollektiv von Musikern aus Leeds macht super Slacker-Rock. Und Shoegaze. Und Indiepop.

„London is over“, schrieb kürzlich der „Daily Telegraph“. Horrende Mieten, schlecht bezahlte Jobs – vor allem junge Menschen hält dort immer weniger. Leeds im Norden Englands gilt seit Längerem als das britische Äquivalent zu Leipzig: studentisch-bohemischer vibe, erschwinglich, überschaubar. Auch einige der besten britischen Bands kommen nicht mehr aus der Landeshauptstadt, sondern aus Yorkshire: siehe Eagulls, Wild Beasts oder Hookworms. Matt Johnson, Sänger letzterer Gruppe, fungiert als Produzent und Gitarrist von Menace Beach, einem Slacker-Rock-Kollek­tiv aus ehemaligen oder aktiven Mitglie­dern so feiner Indie-Bands wie Sky Lar­kin oder dem 2005er Next Big Thing Komakino.

Auf ihrem ersten Album bieten Menace Beach eine ausgefeilte Mischung aus melodiösen Pavement-Hommagen („Ratworld“), bittersüßem C86-Jangle-Pop („Tastes Like Medicine“) und blitzsauberem Shoegaze. Sängerin Liza Violet macht nicht viel mehr, als ihre beste Bilinda-Butcher-Imitation auszupacken, aber wenn sich die Gitarren so schön biegen und die Melodie so bezaubernd ist wie auf „Blue Eyes“, verfliegt der Impuls, stattdessen LOVELESS aufzulegen, ziemlich fix. Johnson verpackt die Songs auf RATWORLD in ein angenehm fuzziges Gewand, aber lässt dem Gesang mehr Raum, als er es auf den Platten seiner eigenen Band tut (einzig „Lowtalkin’“ erinnert an den frenetischen Krautpunk der Hookworms). London might be over, aber Leeds ist so was von on.