Mike Watt – Contemplating The Engine Room
Der Bart ist ab, das Gesicht aufgedunsen, die dünnen Locken fettig, und das verwaschene Holzfällerhemd trägt er bereits seit Dekaden. Mike Watt ist alt geworden. Kein Wunder, daß er inzwischen zur Nostalgie neigt. Sein zweites Solo-Album versteht er denn auch als „Punk Rock Opera“, die sich mit den seligen Minutemen, seiner Zeit bei der Navy, der Heimatstadt Pedro und einer neuen Band beschäftigt. Die beschränkt sich auf das klassische Trio-Format und besteht aus Nels Cline, Steve Hodges sowie Mike Watt. Dennoch erweist sich der Output des kalifornischen Punk-Veteranen als längst nicht so spannend und eloquent wie auf dem grandiosen BALLHOG OR TUGBOAT?, das mit einem „who is who“ der Alternative-Liga aufwartete. CONTEMPLATINg THE ENGINE ROOM geht zurück zum knarzigen, bluesigen Garagen-Rock, der seine Einflüsse sowohl beim Punk als auch bei Bluegrass, Country oder Free-Jazz bezieht. Dabei gewähren die 15 Songs den einzelnen Instrumenten gleich so viel Freiraum, daß sich der Hörer instinktiv an eine Musikerplatte erinnert fühlt. Frickelige Gitarren-Soli, Watts komplexes Bass-Spiel und die hölzernen Drums legen jedenfalls die Vermutung nahe, als hätten die Herren Musiker dieses Album in erster Linie für sich selbst aufgenommen. Für den Alltagsgebrauch ist das Ganze jedenfalls zu spleenig, abgedreht und nervtötend. Auch alte Helden können irren.
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