The Stooges Project feat. J Mascis


Rennes, Transmusicales. Liberte Bas

Auf einem französischen Festival vereinen sich Reste der legendären Stooges mit J Mascis und Mike Watt und rocken wie früher. Weil’s Spaß macht.

Wenn man musikhistorisch fitte Freunde hat und ihnen sagt, dass man The Stooges nicht kennt, werden sie einen verächtlich anstarren und mindestens einen Tag lang so herablassend behandeln, als sei man Chris-de-Burgh-Fan oder Schlimmeres. Und die Freunde tun gut daran, denn eine derartig ärgerliche Unwissenheit soll man nicht durchgehen lassen. So viel Musikfaschismus muss sein. The Stooges haben den Punk erfunden und galten in den späten 60er und frühen 70er Jahren neben Velvet Underground und den New York Dolls als der heißeste Schein New Yorks. Ihr Sänger ein Wahnsinniger mit dem Namen Iggy Pop. Ihre Musik eine eitrigrotzige, blutige Mixtur aus amerikanischem Garagen-Rock, britischem Blues und Psychedelic. Einzigartig, skandalös, exzessiv. 1973 kam das dritte Album „Raw Power“, dicht gefolgt von der Trennung des notorisch zerstrittenen Haufens. Was bleibt sind eine Hand voll großartige Songs, eine Legende und jetzt das: die partielle Auferstehung, die Semi-Reunion. Na, das kann ja scheiße werden.

In Rennes, einer alten Studentenstadt bei Paris, findet alljährlich eine Musikmesse statt, die „Transmusicales“ heißt, wo heute Abend das auftritt, was von den Stooges fast 30 Jahre nach dem Exitus noch Lust hat auf den Quatsch: die beiden Gründungsmitglieder Ron (Gitarre) und Scott Ashton (Drums). Iggy Pop hatte keinen Bock, Bassist Dave Alexander ist unpässlich, weil 1975 verstorben. Als Ersatz gibt’s zwei hochkarätige Indie-Recken: den nunmehr solo musizierenden Ex-Dinosaur Jr-Boss J Mascis am Sechssaiter nebst Alt-Punk und Ex-Minutemen-Bassist Mike Watt an Mikro und Bass. Eine Ehrfurcht gebietende Ansammlung ergrauter Helden des amerikanischen Gitarren-Untergrounds, die es aus Spaß noch mal richtig krachen lassen will. Nur so. Die alten Sachen. Stücke von den ersten beide Stooges-Platten. Auf einer kleinen Tour. Raus und rocken! Etwa 4000 Menschen warten, die meisten natürlich wegen der großen Namen: The Stooges Project – featuring J. Mascis, Mike Watt, Ron & Scott Ashton. Wie das klingt! Auf der Bühne kaum anders als früher. (Der Autor war damals aufgrund später Geburt nicht dabei, besitzt aber ein Bootleg. ) Die Ashtons sorgen möglichst unvirtuos für Druck von hinten, Mascis schrammelt nach Herzenslust kleine Kakophonien, und Watt …na ja, bei dem klemmt die Sache. Er ist eben kein stahldrahtiger Rock’n’Roll-Derwisch, sondern eher der gesetzte Typ. Sein Bewegungsradius beträgt 50 Zentimeter, seine Stimme erinnert an Holzfällersteaks, aber sein Bass hämmert wie Sau. Die Ashtons haben dicke Bäuche und Mascis eine Hornbrille. Am besten, man wackelt einfach mit dem Kopf und freut sich, dass man Monster wie „No Fun“, „Loose“, „1969“ und „I Wanna Be Your Dog“ nochmal in voller Wucht live zu hören bekommt. Denn nach Anwendung des Erwartungsherunterschraubmechanismus‘ wird das Konzert ein schöner Spaß. Die meisten halten’s so. Es springt aber niemand rum, keine Bierflaschen fliegen, nirgends Blut. So gesetzt wie die Band gibt sich das Publikum. Nur zum unsterblichen „No Fun“ tanzen ein paar. Die Herren da oben grinsen und prosten sich zu. „“s macht einfach Spaß, diese Songs zu spielen“, sagte der sprechfaule J Mascis zuvor. Und Iggy? Der habe keine Zeit und reagiere nicht auf seine Anrufe, erklärte Ron Ashton. Eine richtige Stooges-Reunion sei also unwahrscheinlich: „Doch mit Watt und Mascis zu spielen bringt uns so nah ans Original wie möglich.“ www.freakscene.net