Miles Davis :: Ascenseur Pour L’Échafaud
Cool Jazz: Soundtrack-Klassiker, der die Existenzialisten überzeugte, Schwarz zu tragen und Gauloises zu rauchen.
„Ich habe mehrmals die Musik revolutioniert. Und warum sind sie hier?“, kanzelte Miles Davis einmal eine konservative weiße Bankiersgattin ab, die sich wunderte, warum ein Afroamerikaner beim Bankett des US-Präsidenten überhaupt eingeladen sei. Tatsächlich prägte der 1991 verstorbene Exzentriker über mehr als vier Dekaden verschiedene Stilepochen des Jazz maßgeblich durch Innovation und Experiment. Seine sparsam-introvertierten Improvisationen setzten jeden Ton bewusst und beeinflussten, gepaart mit einem glasklaren Klang ohne Vibrato unter häufiger Verwendung eines Dämpfers, Generationen von Trompetern. Am offensichtlichsten stellte er dieses Talent wohl bei dem von Jazzkennern eher unterbewerteten Soundtrack des 1957 verfilmten Existenzialistenklassikers ascenseur pour lechafaud des französischen Kultregisseurs Louis Malle unter Beweis. Basis für die improvisierte Session war eine Quintettbesetzung mit Barney Wilen am Tenorsaxofon. Rene Utreger am Klavier, Pierre Michelot am Bass. Kenny Clarke am Schlagzeug und Davis an der Trompete. Malle selber war es. der die Aufnahmen leitete und den Musikern die zu unterlegenden Passagen aus dem Film vorspielte. Er hatte genaue Vorstellungen von der Atmosphäre, die Davis kreieren sollte: elegant verraucht, ein wenig düster-melancholisch und auch sehr lasziv und cool. Zumeist stehen ausgedehnte Trompetensoli im Vordergrund, so hypnotisch, wie sie nur Davis ersinnen konnte. Nur gelegentlich macht sich das überaus zurückhaltend agierende Begleitensemble bemerkbar. Die komplette Studiosession inklusive aller abrupten Take-Abbrüche und sonstiger Spontanitäten erschien 1988 erstmals auf CD und liegt nun in einer nochmals optimierten Version vor. Die direkt vom Original-Tape gemasterten Mono-Aufnahmen kommen der Authenzität wegen ohne entknisternde Nachbearbeitung aus. Das Echo der orginalen Scorepassagen ist nur in den finalen zehn von insgesamt 26 Tracks zu hören.
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