Moon Martin – Escape From Domination

Der Mondmann kam aus Oklahoma und sorgte für etlichen Wirbel im ohnehin recht rührigen Rockjahr 78. Kein Wunder: die Leichtigkeit, mit welcher Moon Martin die Rock’n‘ Roll-Patina der fünfziger, das Beatles-Flair der sechsziger und eine schier unbekümmerte Frischlings-Naivität in einer Plattenhülle zu vereinen wußte, das war schon ein zweites Hinhören wert. Seine zweite LP indes braucht man nur noch einmal zu hören um schon zu schmecken, daß sie sozusagen als „Cold Nightmares, Part II“ durch Mehrfachentsaftung des Originals entstanden ist. Zugegeben: der Fruchtfleischanteil dieses doppelten Lottchens ist noch allemal beachtlich. Rührstücke wie der „Dreamer“ drücken voll auf die Drüse, und Rocker wie „Bootleg Woman“ oder „Rolene“ gehen fürwahr in jedes Bein. Allerdings ertappt sich der entgegengesetzte Körperteil des öfteren dabei, daß er die passenden Töne aus Stücken wie „Cadillac Walk“ bzw. „Bad Case Of Lovin‘ You“ dazu pfeift. Aber sehen wir von den vielfältigen Verlockungen des Eigenklaus einmal ab (denen sind schon ganz andere erlegen). Wichtiger scheint es, hier zum praktischen Gebrauchswert der zweiten Martin-Langrille folgendes festzuhalten: 1.) deckt ihr bisweilen saccharinsüßer Sweetsound – am Stück genossen – den kollektiven Blutzuckerbedarf einer kompletten Rock’n‘ Roll-Schmuseparty. 2.) Addieren sich Texte (nebensächlich) und Musik (gängig) zu einer ohrwurmhaften Nebensache, der man eines auf Dauer nicht schenken sollte: seine ungeteilte Aufmerksamkeit. 3.) In diesem Sinne bewährt sich Moon Martins schmalzgerockter Puppenstuben-Pop vor allem als entspannender Soundtrack für allerlei lästige Verrichtungen. Er läßt den Haushalt flotter von der Hand gehen. Oder zaubert mitten im Feierabend-Stau durchs geöffnete Autofenster ein Lächeln in die nervös hupende Nachbarkarosse. Bei aller verhaltenen Kritik das ist doch auch schon was!