Morgan – Organized :: Retro-Pop
Lebendiger Frühsiebziger-Pop von dem Mann, der The Who die Orgel abkaufte.
1 Der Titel passt wieder Fingerauf die Taste-die Hammond-B3-Orgel ist das Rückgrat der Musik eines Mannes Mitte 20, der vor einem guten Jahr mit der seltsamen Single „Miss Parker“ für Aufhorchen sorgte: ein löchriger, verschroben-lässiger Ska-Rock-Reggae, der sich anhört wie auf Kaugummiautomaten gespielt, ein kleiner Bub (Morgans Bruder), der im Erdkundeunterricht über seine Lehrerin schimpft aufgenommen mit einem eingeschmuggelten Recorder. Und vor allem: die B3, die das refrainlose Geschnipsel unwiderstehlich zum Grooven bringt. Morgans Papa heißt Billy Nicholls, hat in den 6oern zwei Alben für Immediate aufgenommen, mit den Small Faces gesungen und ist heute „musikalischer Direktor“ der Who. Er singt auch hierauf „Paparazzi“, dessen Text er Vorjahren mit PeteTownshend schrieb. Und er verschaffte Morgan sein Instrument -das spielte zuletzt Who-Keyboarder John Bundrick; Morgan zahlte 2000 Pfund für das Stück Geschichte. Seine Mutter ging übrigens mit Townshends Gattin zur Schule. Schwester Annie singt auf „Sitting In The Sun“. Und Cousine Rose singt ebenfalls. Das hat sie schon auf Delakotas Album ONE LOVE getan, auf dem Morgan auch mitgespielt hat, Orgel natürlich. Rose mag Steely Dan, Crosby, Stills & Nash und die Beatles. Morgan mag dasselbe, wie das in Familien so ist, und Stevie Wonder, Ouincy Jones-Soundtracks, Specials, Procol Harum, Mamas & Papas, Free, Psychedelic-Pop, Sixties-Easy-Listening,ja selbst frühe Deep Purple hat er zumindest intensiv studiert. Das hört man dem Album an. Und das tut gut: Es ist echte Musik, die hier gespielt wird, mit den vielen Schnörkeln, die Rockbands und Dance-Projekte heute so gerne weglassen. Morgan behauptet, er habe früher in einer Punkband gespielt, aber seine Platte weist ihn als Angehörigen jener Fraktion der Jugend aus, die die Welt nicht verändern (oder gar zerschmettern) möchte, sondern vor allem alles sehen, alles ausprobieren will und dabei lächeln. Morgan möchte nicht cool sein, aber wenn er richtig funkig losrockt wie etwa in „When I Close My Eyes“ oder dem heavy-instrumentalen Titelsong, ist er so cool wie ein blauer Eiswürfel in einem Glas Champagner.
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