Morty & The Racing Cars – Love Blind

Als es 1976 den Riesenrockruck in England gab, konzentrierte sich das Augenmerk hauptsächlich auf Punk und alle Anhängsel. Zu Recht! In jenen Tagen entstanden aber – eher unbemerkt – zwei Hände voll Gruppen, die weder schnurstracks dem „Neuen“ folgten, noch etwa dem lange ertragenen Bombast-Blödsinn nachzutrauerten. Die Veröffentlichungen besagter Bands haben schon heute ihren festen Platz in den Grabbelkisten. Zu Unrecht? Vielleicht wird man hinter diesen Scheiben einmal ebenso herhecheln, wie‘ s bei „Pubrock“-LPs der Fall ist, vielleicht. Gemeint sind z.B. City Boy, Deal School, Dirty Tricks und: die Racing Cars um den ganz vorzüglichen Sänger Gareth Mortimer. LOVE BLIND ist deren viertes Album. Von Soul („Put Yourself In My Place“) und verpopptem Reggae („Honeymoon In Babylon“) über Funk-Verwandtes („Love Blind“) bis zu schnödem Rock („LittleMiss World“) reicht die Palette. Auffällig: die abgerundete Synthese aus Melodie und Rhythmus, keine „entweder/oder-Band“. Hierin erinnern die Racing Cars (die sind gar nicht schnell) an eine andere, unverständlicherweise durchgefallene Gruppe, nämlich Runner. »Hot Day In June“ und „Tear Your Playhouse Down“ sind die Höhepunkte auf LOVE BLIND. Eine Spur weniger Synthesizer wäre eventuell mehr gewesen, manchmal verdecken ein paar Ornamente die echten Konturen. In jedem Fall solltet ihr Mortys Röhre leider kommt er nur zögernd aus den Startlöchern – mal euer Ohr leihen.

Every good boy deserve favour.