Muddy Waters – King Bee

Ist schon in Ordnung, wie er das macht mit seinen 65 Jahren, der alte Muddy Waters. Zwar kommt seit mindestens zehn Jahren nichts entscheidend Neues mehr von ihm, aber überzeugen kann er mich nach wie vor. Ich meine, er hat es geschafft, als einer der ganz wenigen Blues-Musiker, trotzdem macht er keine Zugeständnisse. Sein City-Blues mit dem Chicago-Background der 50er ist nach wie vor pur. Roh, ungeschliffen, rockend. Seit 1977 erscheinen seine Alben nicht mehr auf dem Chicagoer Blues-Label Chess, sondern auf dem Blue-Sky-Label der Winter-Bros Vier Platten sind seitdem entstanden:

HARD AGAIN, I’M READY, LIVE, und jetzt KING BEE Sie enthalten neben neuen Titeln auch viele Remakes alter McKinley-Morganfield-Songs, wobei Unterschiede zwischen neu und alt jedoch nicht auszumachen sind Im Sound unterscheiden sich die vier LPs ohnehin nicht einen Deut, da erstens die Musiker immer die gleichen sind – soweit ich weiß, hat sich er kürzlich von dieser Band getrennt- und zweitens Johnny Winter alle vier Platten produziert hat.

Die zwei verbindet eine tiefe Freundschaft, was sich sicherlich für beide Seiten positiv auswirkt So spielt Johnny auf jeder LP Gitarre, auch in den zehn Stücken von KING BEE. Meistens überläßt Muddy ihm auch die Solo-Parts, bisweilen ist aber seine schneidende Slidegitarre noch zu hören, wie im neu aufgenommenen „Sad Sad Day“. Ebenfalls neu aufgenommen sind z B „I Feel Like Going Home“ und unverständlicherweise „Deep Down In Florida“ zum dritten Male binnen kurzer Zeit (HARD AGAIN, IJVE) in fast identischer Weise. Fremdstücke sind u. a. das Titelstück (James Moore) und „Big Boy“ Arthur Crudups „Mean Old Frisco Blues“, der vielleicht zu den besten Nummern gehört. Immer jedoch strahlt die Musik eine qroße Spontanität aus, scheppernde Saiten und schräge Tone gehören genauso dazu wie Muddys vitale Stimme. Es rollt und stampft, wenn auch bisweilen recht behäbig „No Excape From The Blues“ heißt das lebte Stuck. Es ist ihm nicht zu wünschen.