Mum – Finally We Are No One

Wer sich für isländische Musiker interessiert, dem werden in deprimierender Regelmäßigkeit nordische Märchen aufgetischt. Das denkbar dämliche Etikett der „Eisprinzessin“ hat Björk bis heute kaum abstreifen können. Entsprechende Legenden zu Müm wollen wir daher unterschlagen und sofort zur Musik vorrücken: Zwei Jungs drehen an Knöpfchen und füttern ihren Computer mit frostigen Rhythmen und warmen Klangflächen, während zwei Mädchen dazu Akkordeon spielen oder wahlweise zum Mikrofon greifen. Ihr Debütalbum YESTERDAY WAS DRAMATC TODAY IS OKAY verblüffte und betörte durch seinen ungewöhnlichen Überschuss an Melodien. Mit einem wackeligen Gerüst aus Blubbern und Knarzen ziehen Müm harmonische Hochhäuser in den bewölkten Himmel. Melancholische Skizzen, denen sich irgendwann auch der zerstreute Rhythmus anschließt, bis beide mehr sind als die Summe ihrer Einzelteile – feierliche Bildermusik. Das klingt dann so, als hatten sie sich nur die Beats der jüngsten Björk-Platte isoliert, um darauf ihre eigenen Ideen wuchern zu lassen. Zersplitternde Eiszapfen, das Knacken alter Schallplatten, in Loops angelegt und zu befremdlichen Rhythmen arrangiert. Gestern war das noch dramatisch, heute ist es mehr als okay.

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