Muse :: Black Holes And Revelations

Sind das nicht Gitarrenwände? Muse machen auf ihrem vierten Album da weiter, wo sie auf dem dritten aufgehört haben: mit Pomp-Theater-Prog-Rock und großen Gesten.

Eigentlich sollte man im Zusammenhang mit der neuen Platte dieser Band nicht mehr von einem Album sprechen, sondern von einem Werk. Denn schon beim ersten Anhören wird man von Black Holes And Revelations komplett umgeblasen und überwältigt zurückgelassen. So wuchtig ist das. so künstlerisch und so bombastisch, daß nur das Wort Werk angemessen erscheint, um es richtig einzuordnen. Ein Orchester scheint da auf einen zuzutrampeln, und jede Widerrede ä la ..überladener Progrock ist längst nicht mehr aktuell“, die sich ihm in den Weg stellt, wird einfach niedergetrampeu. Denn Muse sind ein Band-gewordener Fuchs. Sie wissen, wie sie den Hörer rumkriegen können. Mit großen Melodien und imposanten Arrangements, mit zwölfstimmigen Queen-Chorälen, Heavy-Metal- und Brian-May-Gitarrenriffs, ungnadig gewittrigem Schlagzeugspiel, elektronisch verzerrten, wummernden Baßläufen, breit angelegten Streicherpassagen – und mit den passenden Texten. Matthew Bellamy beschreibt auf diesem Opus einmal mehr apokalyptische Szenarien (zum Beispiel die kurz bevorstehende Invasion Außerirdischer) und spuckt giftig systemkritische Töne, prangert an – neu aber ist, daß Muse so etwas wie eirre Revolution fordern,“Shoot your leaders down, join forces Underground!“ singt Bellamy in „Assassin“ und er klingt so gequält, so gehetzt, daß die absolute Dringlichkeit dieser Forderung für jeden ersichtlich ist. Sowieso, Betlamy: Was der kleine Kerl da mit seiner Gitarre veranstaltet, kann auch sechs Jahre nach muscle Museum noch Erstaunen hervorrufen. Was man dem vierten Muse-Werk dann am Ende aber doch vorwerfen kann: Auf der ganzen Länge zeigen sich hier und da, äh, Längen, und der letzte Song „Knights Of Cedonia“ klingt nach Spaghetti-Western und fällt deswegen ordentlich aus dem Rahmen. Und: An die Klasse der ersten beiden Alben kommen Muse nicht mehr heran, auch wenn BLACK HOLES AND REVELATIONS besser ist als ABSOLUTION (2003). Dem Rezensenten aber hat diese Platte hier den Glauben an Muse zurückgegeben.