Musik zum Lesen
Wo verarbeitete Pete Townshend seine Rickenbacker erstmals zu Kleinholz? Welche Garage kann für sich in Anspruch nehmen, vor mehr als 20 Jahren den Herren Jagger/Richards als Zielscheibe bei deren öffentlicher Verrichtung eines allzu menschlichen Bedürfnisses gedient zu haben? In welchem Handtaschengeschäft verdingte sich Chrissie Hynde, anno 73 frisch aus Chicago eingeflogen, für eine ganze Woche als Verkäuferin (erfolglos, natürlich…)? Fragen über Fragen…
Die Antworten auf diese – und etliche mehr – hält jetzt Marcus Gray in seinem Buch LONDONS ROCK LANDMARKS parat. Die Idee ist simpel: Nimm diverse Lokalitäten der Pop-Metropole (Straßen, Clubs, Hotels… Garagen!) und finde heraus, was die Pop-Prominenz und deren Gefolgschaft dortselbst so alles getrieben hat.
Die Umsetzung allerdings erfordert Fingerspitzengefühl und viel Platz im Terminkalender: Über zwei Jahre recherchierte Gray. Was Gray jetzt in Buchform präsentiert, ist gleichwohl, wie er im Vorwort richtig erkennt, mehr als „nur“ eine vergnüglich-willkürliche Fakten-/ Anekdotensammlung, mehr als „nur“ ein spleeniger Travel-Guide für London-Fetischisten, die im Anhang ausführliche „Rock Street Maps“ gleich mitgeliefert bekommen. LONDON’S ROCK LANDMARKS führt vor. auf welche Art und Weise man auch (britische) Rockgeschichte schreiben kann: Nicht verbissenanalytisch, sondern in lustvoll kommentierten Episoden, die sich, wie ein Puzzle, zum schlüssigen Gesamtbild formieren. Fast überflüssig zu erwähnen: Das reichhaltige Bildmaterial ist exzellent! (Omnibus Press, ca. 25-28 DM, Bezug über bekannte Importeure)
Weiterhin empfehlenswert: „Nichts als Krach“ (Die unabhängigen Schallplattenfirmen und die Entwicklung der amerikanischen populären Musik 1943-1963) von Götz Alsmann. Eine Dissertation, die schon allein deshalb gewissen sprachlichen/formalen Kriterien Genüge tun muß. Reich an Material und übersichtlich aufgebaut und – soweit möglich – engagiert und facettenreich geschrieben. Alles über die US-Indies: Ihre Geschichte und Funktion, Geschäfts- und Werbepraktiken und – last but not least – ihre Musik.
(Hba Production, 24,80 DM)
„Hit Records“ (British Chart Singles 1966-1984). Unerläßlich für Charts-Chirurgen und solche, die es werden wollen: Der komprimierte Einblick in die Singles Top 30 (bzw. 50) der Insel incl. Angaben über Label, Einstiegsdatum, Verweildauer usw. (Taurus Press, 39 DM)
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