Musikexpress präsentiert: The Sea & Cake :: Die Tour des Monats : Indie-Pop

Als der amerikanische Journalist Simon Reynolds 1995 ein Porträt über The Sea And Cake verfasste, nannte er diese „Supergroup“ aus Chicago die „least grungy“ Band in Amerika, was Bandleader Sam Prekop zurecht als Kompliment auffasste. Mit seinem weggehauchten Gesang und seinen federleichten Gitarrenriffs eignet sich der passionierte Hobbymaler nun auch wirklich nicht als Rock-Schwein. „Ich bin sicher kein Macho-Sänger, ich hatte nie das Bedürfnis Rock zu spielen. Ich meine, ich mochte Velvet Underground und ich hörte Clash, als ich zur Highschool ging, aber ich wollte das später nicht selbst machen.“ Was er zunächst machte, war, die Band Shrimp Boat zu gründen. Deren Mix aus dem leicht nervösen Funk der frühen Talking Heads und der gebrochenen Pop-Eleganz der Co-Betweens hatte schon Anfang der 90er eine jazzige und karibische Note, die 1994 auf dem Debütalbum von Sea And Cake in den Vordergrund rückte. Im Gegensatz zu vielen jazzlastigen Indiebands etwa aus dem SST-Umfeld gelang dem Quartett das Kunststück, bei allen Stilsprüngen eine Lockerheit und Eleganz zu bewahren, die bis heute verblüfft. Das liegt natürlich nicht zuletzt an der instrumentalen Klasse der Mitmusiker. John McEntire (Red Krayola, Tortoise) zusammen mit letzteren bestreiten The Sea And Cake drei Konzerte ihrer Tournee) ist ein ausgewiesener Meister der Percussion und profilierter Produzent, Gitarrist Archer Prewitt sorgte solo und mit den Coctails für Furore, und Bassist Eric Claridge steht Prekop bereits seit Shrimp Boat-Zeiten zur Seite. „Wir sind in erster Linie Autodidakten, die sich im Laufe der Zeit ein gewisses technisches Können angeeignet haben“, begegnet Prekop von vorneherein allen Mucker-Verdachtsmomenten. Bei The Sea And Cake geht es nie um Virtuosität oder Solo-Glanztaten, was zählt ist die Verfeinerung eines harmonischen Miteinanders scheinbar so gegensätzlicher Pole wie vertrackter Rhythmik und super-smoother Melodik, wie es etwa die brasilianischen Songwriter seit Jahrzehnten so perfekt beherrschen. Im Herbst 2000 gab es mit ihrem fünften Album „Oui“ nach drei Jahren kreativer Pause die eindrucksvolle Rückkehr auf einer Platte, die Lust auf die anstehenden Konzerte macht.

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