Nadine Shah

Holiday Destination

1965/PIAS Coop/Rough Trade

Let England shake again, mit politischem Dunkelpop.

Zwei Alben lang sang die Britin Nadine Shah dramatischen Dunkelpop über die Liebe und ihr Ende, mit irrer Intensität und einer bitter-samtenen, vibrierenden Stimme, in der alles liegen kann: Verletzung, Verheißung, Angriffslust. Nun aber blickt sie in die Abgründe der Gesellschaft.

Mit HOLIDAY DESTINATION verhandelt Shah, Tochter einer Norwegerin und eines Pakis­taners, ihre Identität in unsteten Zeiten. „Where would you have me go? I’m second generation, don’t you know?“, singt sie in „Out The Way“, begleitet von hohlen Gitarren, Bläsern und Drums, die so starrsinnig drängeln, als vertonten sie den Gang zum Schafott. Clever spielt Shah mit Ressentiments, wenn sie in „Evil“ klagt, man halte sie für den Leibhaftigen – und dazu Tonfolgen erklingen lässt, die man im Nahen und Mittleren Osten verortet, dort, wo im Weltbild manches Hetzers die „Achse des Bösen“ verläuft.

Mit dem Titelsong „Holiday Destination“ nimmt Shah die Gentrifizierungskritik auf, mit der sie FAST FOOD enden ließ. Wenn sie am Ende die Zeile „How we gonna sleep tonight?“ wiederholt, scheint der Satz zum Vorwurf an alle zu mutieren, die England so aussehen lassen, wie HOLIDAY DESTINATION klingt: düster. Das Drama hat den Schauplatz verlagert: vom Privaten ins Politische.

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