Neuss, Husch, Degenhardt, Süverkrup – Quartett 67
Diese Aufnahme der „Klasse von 1967“ entstand quasi am Vorabend der ’68er Bewegung und präsentiert auf zwei CDs sozusagen die „Old School“ der politisch engagierten deutschsprachigen Musik (mit „Rock“ oder „Pop“ haben „die vier Speerspitzen einer äußerst system-unkonformen, hochintelligent-kritischen, relativ neuen Bewegung von Kabarettisten/Musikern/Üedermachern“ (O-Ton Pressetext) überhaupt nichts am Hut. ‚Da habt Ihr es!‘ hieß das Programm und wurde nur einmal aufgeführt, zwei Mal im Radio gesendet, und da sich die Plattenfirmen der vier Wort-Titanen nicht einig wurden, erschien es lediglich in gedruckter Form bei rororo. Viele der 29 Stücke haben heute natürlich nur noch historischen Wert, vermitteln aber einen plastischen Eindruck von der Stimmung einer Zeit, in der die Vokabeln „links“ und „rechts“ noch etwas bedeuteten und die Linie, was oder wer „gut“ oder „böse“ ist, noch relativ einfach zu ziehen war. Stücke wie ‚EWG (England will geiner) oder Degenhardts Wendehalsballade ‚Horstie Schmandhoff‘ klingen aber auch nach 30 Jahren noch frappierend aktuell. Überhaupt hat das zynisch-mephistophelische Geschnarre Franz Josef Degenhardts mit Abstand die wenigste Patina angesetzt. Hanns Dieter Husch klang dagegen schon damals recht altväterlich (damals allerdings noch mehr nach Elmar Altvater), von Wolfgang Neuss (laut Westernhagen „genialer als Beuys“) hat man schon explosiveres gehört und Dieter Süverkrüp fehlt als Sänger die Ausstrahlung. Exzellenter akustischer Geschichtsunterricht für den Nachwuchs und hervorragender Anlaß für nostalgische Kontemplationen mit der Rotweinflasche für die Veteranen – nicht mehr und nicht weniger.
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