New Model Army – Lost Songs

Bei der New Model Army haben im Laufe der Jahre so viele Rekruten an- und wieder abgemustert, dass man mit ihnen problemlos eine zweite Bundeswehr-Bigband bestücken könnte. Aber wer will das schon? General Justin Sullivan jedenfalls hat nicht nur jede Menge Musiker verschlissen, auch sich selbst hat er selten geschont. Vor zehn Jahren wäre er beinahe auf dem Feld der Ehre gefallen, als ihn auf der Bühne ein feindlicher Stromschlag rücklings niederstreckte. Doch auch das konnte ihn offenbar nicht bremsen. Bis heute veröffentlicht Sullivans Armee regelmäßig neue Alben, die jedoch vom Mainstream mittlerweile weitgehend ignoriert werden. Feigheit vor dem Feind ist einem working class hero wie Sullivan allerdings fremd, zudem kann er sich auf eine kleine, aber umso treuere Fan-Gefolgschaft verlassen. Und genau für die wurde das Doppelalbum LOST SONGS zusammengestellt, wobei der Untertitel „B Sides & Abandoned Tracks II“ alles Wesentliche über den Inhalt verrät – aufgenommen zwischen 1991 und 2001, sind die 22 Titel die Fortsetzung der 1994 veröffentlichten Raritätensammlung B SIDES & ABANDONED TRACKS. CD Nummer eins enthält besagte B-Seiten und Bonustracks, darunter Angenehmes wie „Higher Wall“ und „Song To The Men Of England“, aber auch den einen oder anderen langweiligen Track. Die zweite Scheibe versammelt bislang – wenn überhaupt – nur auf Bootlegs veröffentlichte Takes: „Still Here“ und

„Falling“ fallen positiv auf, der Rest ist bestenfalls für Jäger und Sammler von gesteigertem Interesse. New Model Army stehen mit ihrem politisch korrekten Gilarrenrock zwischen Punk und Pathos ganz gewiss auf der richtigen Seite, zudem verdient die Hartnäckigkeit, mit der die Band seit Jahren an ihren Idealen festhält, durchaus Respekt. Wirklich aufregende Musik ist auf LOST SONGS aber dennoch leider nur die Ausnahme – bei aller Sympathie für die Akteure.

www.newmodelarmy.org