Nicolai Dunger – Tranquil Isolation

Alter Schwede, da bist du also nach Kentucky gefahren, zum Farmhaus deiner Brüder im Geiste. Wo dieser riesige alte Baum nachts knarzt, wenn der Wind an ihm zerrt. Und sich sonst überhaupt nichts rührt. Gesegnetes, vergessenes Stoppelackerland. Nicolai Dunger zu Gast im Hause Will und Paul Oldham. Da gehört er hin. All that Jazz, Rock und Pop, wintermanteldicke Arrangements, die einst verschmähte Fußballerkarriere ließ Dunger zurück. Um sich bedingungslos in die Arme der Mutter aller Lieder zu werfen: der Blues. Die ewigen Fragen an Mama, warum es nicht rund laufen will im Leben. Der Liebsten opferbereite Offenbarungen, die alles Scheitern beichten und ihr von nun an bis in alle Ewigkeit Ergebenheit versichern. Schließlich das ganze Album voll mit Müttern, Vätern, Brüdern, Schwestern, Liebe und Gott und dem Blues, der für uns alle bestimmt sein wird. Musiziert wird dazu in „angemessener“ ursprünglicher Unmittelbarkeit. Hand- und seelengemacht, straight from the farmhouse to the hearts. Rustikale Geschichtenerzähler-Folklore at it’s best, für Momente mit osteuropäischem Einschlag, vor allem aber immer mit aller Leidenschaft, die in Dunger und seinen Freunden wohnt. Wenn Jessica Billeys Violine nicht fleht, Nicolai und Will im brüchigen Chor quengeln oder der Schwede mit aller Zurückhaltung in die Klaviertasten greift, steht dort, wo einem Nackenhaare wachsen, dann auch so ein milde sonnenbeschienener Stoppelacker. Schauderschön.

www.nicolaidunger.com

Artverwandtes:

Bonnie „Prince“ Billy – I See A Darkness (1999)

M. Ward – End Of Amnesia (2001)