Nikki Sudden – Red Brocade

Laßt Rosen sprechen – oder Nikki Sudden singen. Der Effekt ist derselbe. Entweder man bekommt das Grünzeug um die Ohren gehauen, oder aber es öffnet einem alle Türen. Bei Nikki verhält es sich ähnlich wer auf seine versoffene Romantik kann, der liebt ihn heiß und innig. Alle anderen fühlen sich von der Melancholie geradezu penetriert. Aber mit diesem Schicksal lebt Nikki schon seit 20 Jahren, unzähligen Alben und exzessiven Tourneen. Daß er als begnadeter Songwriter lediglich einem Insider-Publikum bekannt ist, liegt einzig und allein an ihm, der für den Erfolg einfach nicht geschaffen ist. Statt dessen sieht er sich als letzter großer Rock ’n‘ Roller und als Märtyrer, der für seine Kunst leidet. Und das tut er auf RED BROCADE zur Genüge. Ein Ansatz, der in den gefühlsarmen goern mindestens so antiquiert wirkt, wie Suddens Musik, die zwischen Stones-Rock und schmachtenden Balladen pendelt. Aber wo sonst sind Frauen noch Prinzessinnen und wo kann die Liebe noch Berge versetzen? Sudden ist ein hoffnungsloser Fall. Ein naiver Tagträumer und Weltenbummler, der mit versoffener Stimme und kitschigen Texten den großen Romeo rauskehrt und die Herzen aller Mädchen bricht. In „Farewell, My Darling“ mischt einer von Suddens größten Bewunderern mit: Jeff Tweedy von Wilco. Meister und Schüler in trauter Eintracht – einer von vielen Höhepunkten eines spektakulär unspektakulären Albums.