Nine Inch Nails :: With Teeth
90er-Jahre-Autoren-Maschinistenrock: Bedrohung – off/Songs leider nur so halb on.
Trent Reznor muß sich nicht mehr fürchten. Die Dämonen sind besiegt. Er ist „clean“, auch von Pink Floyd los, von der wirren Idee befreit, selbst als Popmusiker etwas schaffen zu müssen, was das Format sprengt, über Strophe und Refrain und Song und Album hinaus. Doch die olle Konzepterei vermochte auch er lange nach dem vermessenen Jahrzehnt, in dem sie nicht nur unsere Städte und Wohnstätten mit Beton auskleideten, sondern eben auch die Rockmusik mit Bedeutungen und Deutungen überfrachteten, nicht mit Sinn und Geist füllen. Immerhin: Sein Monster THE FRAGILE gelang Reznor als atmosphärisch beeindruckendes Ganzes. Jetzt aber, wo die pechschwarzen Wolken, Blitz und Donner abgezogen sind und dem Paten des Industrial nachts nicht mehr die Drude auf der Brust drückt, muß es einem auch nicht mehr gruseln vor ihm. WITH TEETH setzt zwar fleißig Energie frei; Reznor säuselt, flüstert, droht sich allerdings seltener ganz nach oben zum großen Gebrüll, welches dann mit Gitarrenbratzerei und halb programmiertem, halb von Dave Grohl handgespieltem Schlagzeug versiert verzerrt. Doch seinem Industrial-Rock ist auf der Suche nach Kompaktheit, in der nüchternen Rückbesinnung Reznors auf seine Fähigkeiten und die allgemeinen Erwartungen an eine elektrifizierte Rockkapelle, wie er eine ist beziehungsweise er eine anführt, mehr abhanden gekommen als nur das Image des Buhmanns. Der Name Nine Inch Nails stand ehemals eben gerade und an vorderer Stelle für Wahn und Drama. Schmerzverstärkung. Nun, wo Trent Reznor auf den puren Song mit dem Stigma „90er-Jahre-Autoren-Maschinistenrock“ zurückfällt, findet er sich selbst bedroht wieder. Von dieser finsteren Erkenntnis: Ein so großartiger Rocksongschreiber ist er eben doch nicht, der Trent.
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