Niss Puk Band – No More Nukes
NO MORE NUKES bedeutet „Atomkraft – nein danke“ und wird in einem Song behandelt, ein zweiter dreht sich um die Zustände in Somoza’s Nicaragua, der Rest ist mehr oder minder dem kaputten Amerika gewidmet. Verfaßt von einer deutschen Band, die fälschlicherweise behauptet, die erste BRD-Folkrock-Truppe zu sein, die in den USA produziert wurde. Im Prinzip nette Texte zu kantigen Melodien, nicht übel aber: Wir schreiben 1980!!! Der Verfasser der Niss Puk-Biografie glaubt, diese LP sei kritischen Zuhörern ein Denkanstoß. In der Tat: NO MORE NUKES offenbart eine Menge Weitfremdheit, Späthippietum, verklärte Märchenhaftigkeit, kurz: Anacronismus. Auch wenn angeblich Dylan, Pete Seeger, Woody Guthrie und Phil Ochs Einflüsse ausgeübt haben – schon mal was von Tim Buckley oder Pearls Before Swine gehört? Da klang Barry McGuire ja noch überzeugender! 2 bavon denen der Sly & The Familiy Stone-Titel „(Falleitime Be MiceElf Again)“ auch auf dem dritten Album zu finden ist. An THE CORRECT USE OF SOAP fällt erst mal die lebhafte, fast fröhliche Note auf, die es von den vorhergegangenen pessimistischen Platten unterscheidet. Das geht gleich beim ersten Stück „Because You’re Frightened“ los. Magazines Musik ist auch tanzbarer geworden und Howard Devotos gequälter Gesang wirkt beinahe melodisch, wenn er völlig unmaniriert „Model Worker“ singt. Dazu sind die bislang depressiven, mächtigen Arrangements spielerisch aufgelöst, einerseits mit amüsanten Klangggas, Sirenen, Bläserarrangements, Deckelschlagen, Steppschritten, andererseits witzigen Harmonie-Chören. Der abgenutzte Vergleich mit Roxy Music läßt sich für dieses Album nicht mehr anwednen, auch wenn Magazines Musik weiterhin eine unüberhörbare dekadente Grundstimmung durchzieht, etwa auf dem romantischen „You Never Knew Me“. Von gleichaltrigen Kollegen bieten sich schon eher die Simple Minds als Vergleich an, wobei Magazine weniger Konzept- als Songmusik macht. Bei der tanzbaren Musik tendiert die Band zum schwarzen Funk, nicht umsonst die Auswahl eines Sly Stone-Titels, der allerdings viel schwacher ausfällt, als ihre Eigenkomposition „Thank You“. Und für die wahren Magazine-Fans fehlt es auch an den introvertierten Devoto-Balladen nicht. „I Want To Burn Again“ ist meiner Meinung nach die schönste davon. Gescheite, stimulierende moderne Musik, die wirklich nichts mit Seifenopern gemein hat, will man sie in Zusammenhang mit dem Albumtitel bringen. Seife, korrekt angewandt, säubert ja auch nur, und welche von guter Qualität pflegt vielleicht auch noch und hebt das allgemeine Wohlbefinden.
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