Nitty Gritty Dirt Band – Dream

Hierzulande gehört die Dirt Band, wie sie sich später der Einfachheit halber nannte, seit jeher zu den weniger bekannten Außenseitern. Was wohl an ihrem uramerikanischen, im Bluegrass und Appalachen-Folk verwurzelten Rock-Verständnis liegt. Traditionelle Country- und Folk-Klangfarben hatten es in der Alten Welt schon immer schwer – zu sehr duften Pedal Steel und Fiddle nach Pferdemist und Stetson-Fans, die am Wochenende in irgendwelchen Freizeitparks Cowboy und Indianer spielen und dabei Dave Dudley, Hank Snow und Charlie Pride hören. Folgerichtig enterte die Band erst in den späten 7oern sporadisch die Pop-Charts, als sie sich auf radiokompatible Mainstream-Pfade begab und dabei Hits wie ‚American Dream‘ und ‚Long Hard Road‘ abfielen. Vorher jedoch profilierten sich die kalifornischen Musiker als kompetente Gralshüter des US-Country- und Folk-Erbes. Die NGDB vollzog ihre Synthese aus Tradition und Moderne auf höchstem technischen Niveau und erspielte sich so einen exzellenten Ruf. DREAM von 1975 ist dafür eines der schönsten Beispiele. Als unterhaltsame Zugabe zu lebensfrohen Rockern wie ‚Bayou Jubilee‘, ‚Hey Good Lookin‘ und honigsüßen Balladen (‚Ripplin‘ Waters‘) streuten Jim Ibbotson, Jeff Hanna, Jimmie Fadden und John McEuen eine kräftige Prise Ursprüngliches ins Menü. So ließen sie ein altes Symphonion ertönen, integrierten Akkordeon und Mandoline oder demonstrierten in ‚Classical Banjo I‘ originale Spieltechniken. Dabei verfiel das Quartett nicht in trockenes Dozieren, sondern erwies sich als Good-Time-Kapelle der Meisterklasse.