No Wave von Marc Masters

Was zwischen 1977 und 1981 in New York, nein, präziser: in den Kellern, besetzten Lofts und Ruinen des East Village geschah, sich wie ein gefährliches Virus in die sagenhaften Clubs CBGB und Max’s Kansas City und als Ahnung und Horrorgerücht punktuell auch in grenzverletzungsgeile Avantgardekreise im Rest der Welt ausbreitete, ist geistig/logisch kaum nachzuvollziehen. zumindest für Menschen, die die ultramorbide Endzeitstimmung nicht(mehr) im emotionalen Gedächtnis haben.Alle Träume von Frieden, Liebe und Wohlstand waren gescheitert, die gemütliche Kohärenz der popmusikalischen Entwicklung durch Punk zerfetzt. Über einer Welt von Hektik, Gier und Hass hing ständig der Schatten der nuklearen Totalauslöschung. Künstler wie Lydia Lunch,Suidde, James Chance, DNA(mit Arto Lindsay), Mars, Teenage Jesus&The Jerks und Red Transistor beschlossen weniger als dass sie es einfach taten, Apokalypse und Wahnsinn als künstlerische Mittel sozusagen onomatopoetisch zu benutzen und umzusetzen, und erzeugten einen Sturmsumpf von wahrlich unglaublichem Lärm, dessen Wirkung sich nicht selten in roher Gewalt entlud und für dessen Instrumentarium Kettensägen typischer waren als traditionelle Gitarren.Ähnliches mag sich auch anderswo abgespielt haben, unbemerkt vom Rest der Menschheit, aber in New York war im Frühjahr 197S zufällig Brian Eno zugegen und spielte als Produzent der legendären Vier-Bands-Compilation no new york mal wieder seine Lieblingsrolle als Entdecker und Katalysator -aus den krausen bis grausigen Wirrungen,die eigentlich nichts im Sinn hatten als die sofortige Selbstauslöschung, wurde paradoxerweise eine „Welle“ (die sich konsequenterweise schon im Namen selbst verleugnete). Ein Urknall,ohne den es weder Sonic Youth noch No Age noch die Flying Luttenbachers noch irgendwas dazwischen und darüber hinaus gäbe, minutiös nachgezeichnet, mit eindrucksvollen Bildern und Erinnerungen von Zeitzeugen.

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