North :: Hyperdub/Cargo

Darkstars Mission im tieftraurig-melancholischem Pop oder die momentan schönste Identitätskrise der Welt

Als auf Hyperdub vor gut einem Jahr die Aidy’s Girl Is A Computer“-12-Inch herauskam und mit ihrer nervös-romantös klickenden Wall-E-meets-Robocop-Lovestory eine Ode an den Twostep aufs Parkett legte, konnte sich der Musikfreund von Welt vor Vorfreude nicht mehr retten, denn das Debütalbum wurde direkt mitangekündigt. Eine weitere Instanz im Basszirkus London schien schon geboren, da schmissen Aiden Whalley und James Young das fast fertige Album komplett über Bord und segelten unbekannten Zieles davon. Selbstfindung im großen Stil war angesagt. Wohin mit den Ideen, wie umsetzen und überhaupt, was will man eigentlich wirklich? Helfen sollte u.a. James Buttery, der von nun an als Sänger der Band fungieren sollte. Was wir jetzt zehn Monate später als Album serviert bekommen, ist mit „Neuausrichtung“ geradezu lächerlich untertrieben beschrieben. Zerbrechliche, computerisierte Melancholie in 40 Minuten, mit einer alten Human-League-B-Seite, die zu einer sehnsuchtsvollen Ballade mutiert („Gold“), nahezu beatlose Synth-Pop-Songs von solch beklemmenden Wirkung („Two Chords“), dass man einfach nur mitleiden muss. Oder eben „Aidy’s Girl …“, das als Relikt an vergangene Zeiten hier fast schon deplatziert wirkt, aber rein gar nichts von seinem Charme verloren hat. Mit diesem Album sind Darkstar noch längst nicht am Ziel. Das Rastlose, Halbfertige verschafft dem Album jedoch eine ganz eigene Stimmung. Wenn für NORTH – Achtung! Floskel – der Weg das Ziel sein sollte, dann möchte man fast gar nicht, dass diese Band je ankommt.

Christopher Hunold

www.hyperdub.net