Novella

Change of State

Sinderlyn/Cargo

Richtung Ewigkeit floatender Gitarren-Dream-Pop, der jedoch genau seine Points zu setzen weiß

Irgendwann kommt der Moment. Da kippt die Sichtweise auf diese mittelschnelle Musik mit dem durch den Post-Rock der 90er-Jahre domestizierten Krautbass, den jangelnden Gitarren und dem bisschen Orgel. Und schon kippt man selbst und findet sich in horizontaler Lage wieder inmitten von, genau: CHANGE OF STATE, dem zweiten Album dieser 3-Girls-and-1-Schlagzeuger-Kapelle aus London.

So schön weiß sie zu floaten auf dieser seit zehn oder 15 Jahren umherrauschenden Dream-Pop-Revivalwelle, die fast schon ein bisschen verzweifelt auf der Suche nach einem Strand ist, auf dem sie seufzend ausrollen darf. Doch anders als die meisten anderen Treibgut-Kapellen setzt die Band Novella dabei ihre eigenen Points. Schon allein dieser Krautbass, eine sehr starke Option. Und die Gitarren, die sich sicher sind, dass der Ober Tom Verlaine den Unter Kevin Shields sticht. Auf ihrem Debütalbum LAND (2015) war das noch nicht so. Den Unterschied machte offensichtlich die Entscheidung, CHANGE OF STATE auf einer alten 8-Spur-Bandmaschine aufzunehmen. Denn dank dieser freiwilligen Selbstbeschränkung haben Novella zu einem tieferen Verständnis von sich selbst, zu einem Spiel in aufrechter Haltung, zu einem Metaswing gefunden, der eher an eine in tiefen Kellern gereifte Jazzcombo erinnert als an Dream Pop.

Points wollen Novella darüber hinaus auch mit ihren politisch gefärbten Texten setzen. Ihre dunklen Gedanken ausdrücken angesichts der Stimmung im eigenen Land und mit Blick auf die „wild theories told by the man so old“ auf der anderen Atlantikseite. Allerdings verfallen sie lyrisch leider genau in diese nebulöse Shoegazerei, die sie in ihrer Musik zu vermeiden wissen. Aber so schön sie dann wieder singen. Im Kanon sogar. Sehen wir der Wahrheit ins Auge: Man hört eh nicht so genau hin, oder?