Oasis – Heathen Chemistry :: Zurück auf dem Boden

Was fällt Noel Gallagher eigentlich ein? Hat da wer „nix mehr“ gemurmelt? Nee, jetzt mal im Ernst: Bisher spielten Oasis Noel-Songs oder Coverversionen (meist auf B-Seiten und so) oder Noel-Songs, höchstens Bruder Liam durfte mal „Little James“ besäuseln, und die hired hands im Hintergrund hatten die Klappe zu halten und ihren Job zu tun. Und heute? Heute erleben wir eine Premiere. Auf HEATHEN CHEMISTRY darf (fast) jeder mal ran: Bei Gern Archer reicht’s leider nur zu 08/15-Getöse („Hung In A Bad Place“ ), ähnlich vernachlässigbar ist Andy Beils Instrumental-Ditty „A Quick Peep“. Gleich drei Mal gehen die Songwriter-Credits an Liam: für „Songbird“, eine folknahe, relaxte Petitesse; für „Born On A Different Cloud“, eine Art „Lucy In The Sky With Diamonds Revisited“, und für den finalen Rocker „Better Man“. Macht fünf. Noel bringt’s auf sechs (darauf legt er vermutlich Wert): „The Hindu Times“, die grandios krachende Single, gibt – was sonst? – einen grandios krachenden Opener ab; „Force Of Nature“ kennt den „Midnight Rambler“ der Stones nicht nur vom Hörensagen:“Stop Crying Your Heart Out“ ist einer dieser bezaubernden Noel-Schmachtfetzen, geschmackvoll eingerahmt von Streichern. Der gut gelaunte Melodiebolzen „She Is Love wiederum könnte glatt als Outtake der RUBBER SOUL-Sessions durchgehen, auch “ (Probably) All In The Mind“ beschwört den Geist der Fab Four (Lennons „Tomorrow Never Knows“), während man bei „Little By Little“ den Südkurven-Chor im Kopf schon mithört. Was an HEATHEN CHEMISTRY besticht, ist der Verzicht auf Überambitioniertes, Angestrengtes, Albernes. Oasis sind nach ihrem Höhenkoller wieder zurück auf der Erde – looking through the eyes of a Zwergerl anstatt standing on the shoulder of giants. Und es gilt: Feine Songs. Gute Platte. Klasse Band. Maximaler Respekt.

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