Oasis :: Lord Don’t Slow Me Down

Ganz schön spät: die Tourdokumentation von 2005 als DVD. Mit tollem Booklet und Bonus-Material, aber leider so glatt wie ein Babypopo.

Das Spannende an einer Tourdokumentation sind nicht die Musiker auf der Bühne, sondern dahinter – wie man sie sonst nicht erlebt. Mit wilden Partys, offenherzigen Bekenntnissen oder kurzen Ausrastern, die etwas von ihrem wahren Ich offenbaren. Etwa Momente der Verzweiflung, des Elends und des Glücks; der Trunkenheit, Müdigkeit und genialen Geistesblitze. Doch genau die fehlen hier. Dabei war Regisseur Baillie Walsh fast ein Jahr mit der Band unterwegs, hat sie auf Schritt und Tritt verfolgt, Zugang zu allen Bereichen gehabt- und zeigt doch nur so wenig. Eben immer nur die Superstars, die allerorten gefeiert und hofiert werden und dem glamourösen Rock’n’Roll-Lifestyle aus Luxushotels, First-Class-Flügen, Magnum-Champagner-Flaschen und willigen Mädels frönen. Aber hinter diese Fassade dringt Walsh nie. Er bleibt an der Oberfläche, zeigt die strahlende, starke Sonnenbrillen-Rüstung und deutet allenfalls an. dass es auch anders sein kann. Etwa, wenn die Brüder und ihre wortkargen Handlanger müde und abgekämpft im japanischen Schnellzug dösen, wenn sie dröge Kurz-Interviews mit schlecht vorbereiteten Schreiberlingen geben oder sich den Weg durch schreiende, grölende Massen bahnen müssen. Klischees, die wirklich jeder kennt. Aber Spannungen hinter und auf der Bühne? Die berühmten Differenzen zwischen Liam und Noel? Der tägliche Frust auf Tour? All das wird hier sorgfältig ausgeblendet. Dabei dürften allein Jet als Vorgruppe ein Garant für wüste Gelage aller Art gewesen sein. Das wird nur kurz angedeutet, als Liam seinen Geburtstag feiert. Ansonsten ist Lord Don’t Slow Me Down nette Unterhaltung für die ganze Familie, die auch in jedem US-Supermarkt verkauft werden kann. Und deren Bonus-Material zwar umfangreich, aber auch nicht wirklich spannender ist. Der Konzertmitschnitt aus Manchester leidet unter einer miesen Tonqualität, und die Idee. Handycam-Aufzeichnungen aus dem Publikum zu verwenden, stammt von den Beastie Boys. Bleibt der halbstündige Fan-Talk mit Noel, bei dem er u.a. auf das kommende, neue Album angesprochen wird. Seine Antwort: „We got no plans. Last time w did – we fucked it up“ Wohl wahr…

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