On The Run
Ein oft unterschätztes Extra des modernen CD-Spielers ist seine Programmierfunktion. Soll man ja eigentlich auch nicht machen: einfach die Songs, die einem nicht gefallen, aus einem Album rausprogrammieren, auf „Play“ drücken und dann so tun, als wären sie gar nicht drauf. Ein Künstler, gebietet der Anstand, will sein Album am Stück gehört wissen – und eben nicht zerstückelt. Ein weniger schlechtes Gewissen muß man dagegen bei Zusammenstellungen wie dieser haben: ON THE RUN ist ein Benefiz-Sampler der Frankfurter Ftüchtlingsinitiative „Pro Asyl“ und enthält 18 Beiträge von Bands und Solisten, die mitunter nicht mehr eint als der wenig sensationelle Umstand, daß sie alle aus Deutschland kommen. Nun soll man sich ja mit Kritik zurückhalten bei einer Sache, die allein dem guten Zweck dient (die Teilnehmer haben auf Gagen und Tantiemen verzichtet, der komplette Erlös fließt an „Pro Asyl“], aber in Gottes Namen: Was bitte hat die Kompilierer geritten, als sie die bayerische Blödelkapelle Biermösl Blasn mit aufnahmen? Bei allem Respekt für augenzwinkernde, mundartgerechte Volkstümelei: Das Gaga-Intermezzo „Dada Packmas Mpfda“ sprengt dann doch den Rahmen einer Songsammlung, die es schon schwer genug hat, Disco (Mousse T.), Rock (Astra Kid), HipHop (Beginner) und Elektro (Paul van Dyk] mit der Liedschreiberei Funny Van Dannens zu vereinbaren. Dabei findet sich auf ON THE RUN durchaus Delikates: Live-Mitschnitte von Tocotronic, den Beatsteaks und der Sportfreunde Stiller zum Beispiel, die man hier weniger erwartet haben mag als eine Beigabe der „Pro Asyl“-Langzeit-Aktivisten Die Toten Hosen („Meine Stadt“). Wie man so schön sagt: Für jeden ist etwas dabei auf ON THE RUN. Und solange der CD-Spieler die tolle Programmierfunktion hat, ist das noch nicht einmal weiter schlimm.
www.proasyl.de
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