Ornette Coleman – Tone Dialing

Sieben lahre Ornette Coleman-Abstinenz haben ein Ende – und wer glaubt, das Urgestein des Free-Jazz wolle sich mit anbiedernder Revival-Kost seinen Lebensabend vergolden, weiß nichts von Unbestechlichkeit und Rückgrat. Colemans hyper-dynamische Schichtungen greifen den Handschuh der Historie auf, der sich sogar bis zu I.S. Bachs Lauten-Suiten vorgewagt hat. Daraus laßt er ein panoptisches Perpetuum Mobile entstehen, aus dessen vernetzten! Konzept sich der Hörer nur schwer befreien kann, ob es nun M-Base-Kreisel oder antillische Roots sind. Rhythmische Komplexität, geboren aus der jahrelangen Beschäftigung mit afrikanischen Kulturen, die umkippt in hermetische Klangfarben. Konstruktiv destruktiv, den Weg bis zum finalen Ton gehend, ohne die Lust an deftig-groovenden Spielereien zu verlieren, das ist der Ornette Coleman der 90er – und des nächsten Jahrtausends.