Palermo Shooting

Trotz des Titels: kein Mafia-Epos, sondern Sinnsuche mit Campino. Ein Teil der Kritikerschaft war Wim Wenders‘ PALERMO SHOOTING nicht gerade freundlich gesonnen, zu zäh, zu sinnbeschwert lautete das Urteil. Und in der Tat: Was das Erzähltempo angeht, ist das 104-Minuten-Werk eher verkehrsberuhigte Zone denn Schnellstraße. Geschwindigkeit als allzu wichtiges Kriterium für die Qualität eines Films zu betrachten, ist natürlich auch grober Unfug. PALERMO SHOOTING ist eine elegische Reise, die an den Wegmarken Zeit, Leben und Tod Hak macht, Themen mithin, denen das durchgetretene Gaspedal nicht zwangsläufig gerecht wird. Oder anders gesagt: Wer Albinonis Adagio auflegt, sollte keine 140 bpm erwarten. Auch Campino bekam sein Fett weg, was allerdings vorauszusehen war. Deutsche Kulturmenschen tun sich naturgemäß schwer damit, wenn ein Punksänger die Hauptrolle in einem Kunstfilm übernimmt. Dass Campino kein Schauspieler ist, merkt man im Guten wie im Schlechten. Gut ist er dann, wenn er nicht spielt, sondern natürlich agiert, was durchaus vorkommt. Das allzu Tiefschürfende ist da schon weit weniger sein Metier, was nachdenklich gemeint ist, wirkt bisweilen eher hölzern. Aber damit kann man leben. Immerhin ist sein filmisches Alter Ego eine reichlich depressive Natur, ausgelaugt und abgespannt. Selbst Gevatter Tod alias Dennis Hopper versprüht mehr Lebensfreude. Trotz kleiner Schwächen ist PALERMO SHOOTING sehenswert – und hörenswert noch dazu, denn der Soundtrack mit Beiträgen von Get Well Soon, Monta, Console, Bonnie ,Prince‚ Billy, Beirut und anderen funktioniert prächtig.