Patti Smith – Die Biographie

Diese Biographie krankt an den zwei größten in diesem Genre möglichen Makeln: Nick Johnstone, Jahrgang 1970, vermochte seine Heroine nicht dazu zu bewegen, ihm hilfreich unter die Arme zu greifen. Mehr noch, sie verweigerte auch gleich prophylaktisch im Namen von John Cale, Tom Verlaine, Jay Dee Daugherty und Lenny Kaye die Kollaboration. Fazit: Johnstone mußte auf Zweitligisten wie Thurston Moore und Lee Ranaldo (kein Witz: sogar ein Plattenhändler aus Osaka darf sich über HORSES auslassen!) als Informationsquellen zurückgreifen, eine Lücke, die man dem Buch schmerzlich an merkt. Das Hauptproblem aber ist, daß Johnstone in erster Linie Fan ist und sich lieber in mantrisch wiederholter Heldenverehrung ergeht, als an angebrachter Stelle auch mal Kritik zu wagen. Kostprobe. „Der Mythos, der Patricia Lee Smith umgibt, ist so stark, daß es beinahe unbegreiflich scheint, daß sie tatsächlich am 30. Dezember 1946 in der Southside von Chicago, Illinois, geboren wurde.“ Nein,für Johnstone fiel sie vom Himmel, und auch ihr Ehemann Fred Sonic Smith selig starb „plötzlich an einem Herzinfarkt“. Die banale Wahrheit: Der Mann hat sich systematisch unter die Erde gesoffen. Die gute und ausführlich recherchierte Discographie der Originalausgabe wurde gnadenlos auf die regulären LP-Veröffentlichungen zusammengekürzt, dafür gibt’s ein Vorwort von Inga Rumpf: „Vielleicht leben in uns die schamanisch-keltischen Urfrauen weiter.“ Aha. Stiftung Warentest würde sagen: nur bedingt empfehlenswert.