Paul McCartney – Run Devil Run

Paul McCartney hat eine Platte mit Rock’n’Roll-Standards aufgenommen. Wieder einmal. Ein willkommender Anlaß für (den) Rezensenten, um Begriffe wie Ehrlichkeit und Authentizität in der Rockmusik in die Waagschale zu werfen und über die fade Musik der 90er Jahre zu lamentieren. Aber vergleichen wir nicht Äpfel mit Birnen, sondern RUN DEVIL RUN mit CHOBA B CCCP, McCartneys erstem Rock’n’Roll-Album, das 1988 (zunächst) nur zur Veröffentlichung in der damaligen Sowjetunion bestimmt war. Letzteres war wirklich ein spontan hingerotztes Rock ’n‘ Roll-Album und charmant dazu. RUN DEVIL RUN ist dagegen nur spontan dahingerotzt – angeblich in nur einer Woche im Studio 2 in der Londoner Abbey Road (dem berühmten Beatles-Studio) mit Hilfe von David Gilmour (Pink Floyd), Mick Creen (Johnny King & The Pirates), Pete Wingfield (Hollies) und lan Paice (Deep Purple). Diese All-Star-Combo hat in ihren schlechtesten Momenten die Qualität einer Partyband die zuviel Rubettes, Mud und Status Quo gehört hat. In ihren besten Momenten erreichen McCartney und Kollegen die Erdigkeit besagten CHOBA B CCCP-Albums. Natürlich ist das alles – Standards wie Gene Vincents „Blue Jean Bop“,“AII Shook Up“ (Elvis), Chuck Berrys „Brown Eyed Handsome Man“ oder Carl Perkins‘ „Movie Magg“ sowie drei stilechte McCartney-Kompositionen – aus dem Bauch gespielt (live) und authentisch (mit Höfner-Bass und so). Was aber bei der Beantwortung der Frage, wer sowas eigentlich wirklich braucht, auch nicht hilft.