Pearl Jam – Pearl Jam

Es gab Zeiten, da versteckte Eddie Vedder sein Gesicht bei Interviews und auf der Bühne gerne hinter einer albernen Gummimaske. Nicht etwa, weil der Sänger von Pearl Jam sich seines Antlitzes zu schämen gehabt hätte. Sondern vielmehr, weil Vedder sich vom allgemeinen Rummel um seine Band schlichtweg überfordert fühlte. Grunge feierte da gerade seine Hochzeit, und Pearl Jam zählten zu den unbestrittenen Stars der Szene. Heutzutage braucht sich Vedder mit derartigen Problemen kaum noch herumzuärgern. Die Zeiten der ganz großen kommerziellen Erfolge Pearl Jams jedenfalls sind passe. Daß sie auf der Straße erkannt werden, müssen er und seine Mitmusiker nur noch selten befürchten. Was so manchen Künstler aber bereits in wahrhaft existenzbedrohende Selbstzweifel gestürzt hat, wirkte auf Pearl Jam tatsächlich wie befreiend: Lotete man mit dem 2000 veröffentlichten binaural noch ein wenig einseitig seine ruhigen Seiten aus, erblickte zwei Jahre später mit riot act das wohl kompositorisch aufregendste und breitgefächertste Album der Band das Licht der Welt. Mit pearl jam, dem achten Studiowerk des Seattle-Fünfers, das alles andere darstellt als jene Nabelschau, die der Albumtitel vielleicht vermuten läßt, findet diese Entwicklung ihre Fortsetzung. So sorgen mit „Life Wasted“, „World Wide Suicide“ und „Comatose“ einige durchaus in klassischer Pearl-Jam-Manier rockende Stücke für einen respektablen Auftakt, die in ihrer Spielfreude kaum zu übertreffen sind. Deutlich vielschichtiger wird es danach mit „Severed Hands“, bei“.Marker In The Sand“ scheint gar Keith Richards für einige Akkorde im Studio vorbeigeschaut zu haben. Und doch, nicht alles, was Vedder, Gossard und Kollegen auf Pearl jam anpacken, will zurvollsten Zufriedenheit gelingen: Das mit dezenten Beatles-Einflüssen versehene, süßliche „Parachutes‘ schrammt nur knapp an der Grenze zum Kitsch vorbei, und auch der Ausflug in gitarrenpoppige Gefilde, den man mit „Army Reserve“ wagt, hätte eine bessere Vorbereitung sicher gut vertragen. Daß sich die Grunge-Urgesteine aber auch für pearl jam keinesfalls schämen müssen, dafür sorgt mit Nachdruck das abschließende „Inside Job“: von der in höchsten Sphären schwebenden Ballade zum durchdachten, nachdenklichen Rockmonster in Überlänge und zurück mutierend eine eindrucksvolle Demonstration der gesammelten Fähigkeiten dieser Band.

www.pearljam.com

Mehr:

Pearl Jam Ten I1991I

Pearl Jam Binaural [2000I

Pearl Jam Riot Act [2002I