Fabric/Rough Trade

Die besten Mix-CDs kommen eben doch aus London. Fabric untermauert seine Thronansprüche mit David Kennedys UK Funky-Lektion.

Wie David Kennedy das vergangene Jahr überbieten will, ist ihm wohl selbst noch nicht eingefallen, zu sehr Benchmark waren seine auf den wichtigsten Labels verteilten Platten. Ob als Ramadanman auf der gleichnamigen EP, die zwischen puckernden Rhythmussektionen und Kellersoul die Konkurrenz degradierte, sein Beitrag zum Footwork-Revival „Work Them“ oder die housigeren Ausflüge seines Alter Egos Pearson Sound. Jetzt bringt er beide Identitäten in diesem 30 Tracks umfassenden Liveset für Fabric unter einen Hut und braut ein fieses Gemisch aus Grimeartigen, R ’n‘ B nur noch hinterherwinkenden Beatmutationen, die selbst die älteste 808 noch verstoßen würde. Für die genüssliche Transpiration auf der Tanzfläche verpflichtet er eine ganze Reihe unveröffentlichter Dubplates wie Addison Grooves Juke-Schlachtschiff „Fuck The 101“ und erlaubt sich allerlei Obszönitäten wie ein unglaublich gutes Mash-up aus Joy Orbisons wohl nie erscheinendem „GR Etiquette“ und dem anfangs erwähnten „Work Them“. Wer stringente Beatabfolgen oder Genrespringerei erwartet, wird sich vermutlich nicht abgeholt fühlen. Kontrolliertes Chaos ist stattdessen Dirigent, stets unter der Überschrift UK Funky.

Christopher Hunold

Papercuts