Peshay – Miles From Home

Einer alten Liebe schaden auch ein paar Rostflecken nicht: Immer noch turteln Drum ’n‘ Bass und Jazz wie die Teenager auf dem Mai-Volksfest, schmusen sich innig ab, scheinbar die Tatsache völlig vergessend, daß ihre Beziehung vor nicht allzu langer Zeit völlig in gepflegter Langeweile abgesoffen war.JazzyJunglegalt noch vor Jahresfrist als peinliches Pendant zu blöde verkifften Artrock-Auswüchsen. Vergessen ist der schale Geschmack getöteter Liebe allerdings, greift ein Altmeister wie Peshay zum Computer. Mit MILES FROM HOME befindet sich der Goldie- und Bukem-Spezl und Photek-Intimus in der Tat ein gutes Stück weit entfernt von den griffigen Tanzflächen-Steppern des Breakbeat-Wahns der Jahre um 1995/96: Bei „Live @ 2’37“ etwa würde selbst deinem Onkel mit der Jazz-Sammlung, der schon alles ab Ornette Coleman Scheiße findet, nicht die Pfeife aus dem Mund fallen. Peshay spielt hier die Breakbeat-Klaviatur mit einer nonchalanten Nachlässigkeit, die viel Raum läßt für fast Old Time-jazzige Kontrabaß-Sprünge, federleichtes Piano-Funkeln und swingende Geigen. Die Koordinaten scheinen umgedreht: Peshay macht nicht mehr jazzy Drum ’n‘ Bass, sondern Drum ’n‘ Bassy Jazz. Dazu verziert er genau die richtigen Stellen mit Funk-Fetzen, Rap- oder Soul-Vocals, bis swingend sämtliche Grenzen aufgeweicht werden.