Pete Townshend – Anthology

Wenn der Hauptsongwriter einer Band Soloalben aufnimmt, kann dies zweierlei bedeuten: Er behält die besten Songs für sich, und seine Kollegen gucken in die Röhre. Oder er verwirklicht endlich die Songs, die sich mit der Band einfach nicht machen lassen. Darauf lief es bei Pete Townshend meistens hinaus. Er begann seine Solokarriere in etwa zu einem Zeitpunkt, als The Who die große TOMMY-Reproduktionsmaschine waren, nach Who’s Next kamen dann nur noch ein paar mittelmäßige [in den 70ern) bis ärgerliche Alben (in den 80ern). Floß Townshends geballte Songwriterkunst stattdessen in seine Solokarriere? Hört man die 34 Titel des Doppelalbums Anthology, muß man das entschieden verneinen. Einige der früheren Songs wie „Sheraton Gibson“ haben durchaus Charme, doch den Aufnahmen seit den späten 70ern haftet häufig etwas Verzweifeltes an: Der Mann, der einst Geniales wie „Anyway, Anyhow, Anywhere“ und „Substitute“ geschaffen hatte, muß einfach gemerkt haben, daß die Muse mittlerweile Zungenküsse an andere verteilt. An Intelligenz mangelt es ihm schließlich nicht. Die Konsequenzen, die er daraus zog, sind allerdings schwer nachvollziehbar: ein Konzeptalbum jagte das nächste, Songs mit bedeutungsschweren, persönlichen Texten, für den Macher womöglich von therapeutischem Wert, für den Rest der Welt nur mäßig erbaulich. Vor allem deshalb, weil sein Bestreben, das eher introspektive Liedgut mit jeweils zeilgeistigem Soundschnickschnack aufzudonnern, die Sache niemals besser machte. Ganz im Gegenteil: Schlicht mit akustischer Gitarre präsentiert, hätten manche Songs durchaus Stil und Klasse. Aber all das Synthie-Geftirre, Powerchording und Schlagzeug-Gedonner sowie das ständige Bemühen, kluge Arrangements zu schaffen, erweist sich als gnadenloser Charmekiller.

www.petetownshend.com