Phillip Boa & The Voodooclub – Diamonds Fall
Hübsches Indiepop-Stelldichein, über das einmal mehr keine Einigkeit erzielt werden kann: Ist das nun ewig gestrig oder zeitlos? Brüche halten das nach über „25 years of Indiecult“ allemal imposante Werk des gebürtigen Dortmunders kross. Brüche, die der mit der Independent-Lehre der 80er-Jahre erwachsen gewordene Musikereinfügen muss, weil alles andere Verrat an der Sache wäre. Und Brüche, die sich von selbst einfügen, weil sich der naturkantige Boa immer wieder im Weg steht – trotz seines ebenso seit fast 25 Jahre anhaltenden Ansinnens, Refrains zu schreiben, die möglichst hell und beinahe pathologisch romantisch strahlen. Und so stellt sich Album für Album immer wieder die Frage: Wie viele Stücke hat sich Boa abgerungen, die genügend Selbstverständlichkeit und vor allem -vertrauen besitzen, um als Pop zu funktionieren? Hier kommt die gute Nachricht: Es sind diesmal einige. Die Phillip Boa zum zweiten Mal mit Tobias Siebert (Kle.ze, Delbo) auf dem Produzentenstuhl sowie an einigen Instrumenten und zum ersten Mal mit Can-Legende Jaki Liebezeit auf dem Schlagzeughocker eingespielt hat. Beides tut ihm sehr gut. Das Album will in Sound und Arrangement ein großer, cinemaskopischer Wurf sein: Goldfrapp, Alan Parsons, David Bowic – ja, so groß! Und es groovt dank Liebezeit vertrackt bis exotisch, beim drolligen „FiatTopolino“ fast schon discopunkig. Vieles ist sauber durchkomponiert, die Anflüge von Avantgarde sind fein dosiert. DIAMONDS FALL: ein erwachsenes Indiepopalbum, bei dem der Indie-Nachweis nicht so einfach zu führen ist. Doch spätestens der dritte zwanghafte Refrain in Folge mit der ewig auf „Unschuldig!“ plädierenden Pia Lund an der Sirene geht Nicht-Boaisten dann ganz sicher auf den Keks. Ist halt so.
VÖ: 1.12.
www.pbillipboa. de
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