PIL – Plastic Box

Nach 23 Jahren Showbiz hat Johnny Rotten aka John Lydon seinen absoluten Tiefpunkt erreicht. Ohne Plattenvertrag und ohne Band steht das Stehaufmännchen des Punk vor dem Nichts. Sein ’97er Ausflug in die Welt der Elektronik war ein finanzielles Desaster, seine Comeback-Tour mit den Sex Pistols die Demontage des eigenen Mythos. Da bleibt ihm nur noch das Ausschlachten des eigenen Backkatalogs. Immerhin tut er dies mit Anstand und Würde: PLASTIC BOX ist eine Werkschau, die dem Schaffen des Art-Pop-Projekts Public Image Limited (1978-1992) in vollen Zügen gerecht wird. Eine aufwendig verpackte 4-CD-Box, die fast alles umfaßt, was das ständig wechselnde Line-upje hervorgebracht hat: sämtliche Tracks der acht Studio-Alben (mit einigen Lücken in der Endphase), 12-lnch-Versionen, B-Seiten, Soundtrack-Beiträge und Radio-Sessions. Alles liebevoll kompiliert und mit einem 36-seitigen Booklet versehen, in dem sich nicht nur rare Photos finden, sondern auch sarkastische Liner-Notes von Rotten selbst. Eine eindrucksvolle Dokumentation in Sachen Klangkunst, die den Begriff Pop in eine völlig neue Dimension katapultierte: weg von bekannten Hörstrukturen, hin zu einer anarchischen Minimalismus-Variante, die von monotonen Strukturen, fragmentarischen Texten sowie beißendem Zynismus gekennzeichnet war – und mit „This Is Not A Love Song“, „Rise“ oder“Death Disco“ trotzdem kommerzielle Erfolge feierte. Lydon wäre nicht Lydon, würde die hierzulande auf 500 Exemplare limitierte Box tatsächlich das Ende von PIL darstellen. Denn: „I fully intend to carry on with PIL, and there will be more in the future.“ In diesem Sinne.