Pink Floyd :: The Pink Floyd & Syd Barrett Story

Doku über Floyds Frühzeit.

Befremdlich, was über Syd Barrett so geredet und gedacht wird. Da sind entweder jene Floyd-Fans, die mit THE wall groß geworden sind, und Barrett – wenn überhaupt – nur vom Hörensagen kennen: ein durchgeknalltes Drogenwrack, das immerhin früh genug für David Gilmour Platz machte und den Weg frei gab für ein Wunderwerk wie DARK side OF THE moon. Dann gibt es noch die Heldenverehrer, deren Bewunderung für das gebrochene Genie quasireligiöse Züge trägt. Konspirationstheorien inklusive, nach denen eine unheilige Allianz aus Mason, Wright, Waters, Produzent Norman Smith und Profiteur Gilmour den armen Syd aus der Band drängte, um danach kommerziellen Scheißdreck wie DARK side OF THE MOON machen zu können. Dabei ist die Wahrheit schon tragisch genug: Syd Barrett, Frontmann, extrem talentierter Songwriter und damit in der Frühphase Floyds wichtigster Mann, erwischte einfach den berühmten Trip zuviel, irgendwann 1967, als die Band gerade drauf und dran war, groß einzusteigen. Man muß es so drastisch sagen: Barrett funktionierte nicht mehr, war für die Band ein Hemmschuh geworden. Hätten sich Pink Floyd deshalb auflösen sollen? Unsinn. Hätten sie Barretts Abgang menschenfreundlicher gestalten können? Zweifellos. Das ist auch der Schluß, zu dem heute Mason, Wright, Waters und Gilmour kommen. Das mag man für zynisch halten, immerhin avancierten sie danach zu Großverdienern. Doch noch zynischer wäre es. den Herren böse Absichten zu unterstellen. Die waren von der ganzen Situation schlichtweg überfordert. Das wird deutlich, wenn man den Interviews lauscht, die Regisseur John Edginlon mit ihnen führte – und die nahezu ungekürzt auf einer zweiten DVD vorliegen. Zu Wort kommen auch Robyn Hitchcock und Graham Coxon, zwei von Barretts glühendsten Verehrern, sowie einige Randfiguren. Alle zusammen zeichnen ein rundes Bild der Jahre ’66 bis 68. erzählen von Floyds Aufstieg, von Barretts unglaublichem Talent und seinem schmerzvollen Absturz. Wer Floyd liebt, an Barrett aber nur überschaubares Interesse hegt, dürfte von den Interviews dennoch begeistert sein: Wright, Mason und Gilmour sind in Plauderlaune, wobei es nicht immer nur um den ..Crazy Diamond geht, sondern auch um ganz andere Momente der Bandhistorie. Weshalb Gilmour auf die Frage, was er von THE WALL halte, sich erst mal entrüstet, was das jetzt mit Barrett zu tun habe – dann aber doch antwortet. Schade nur. daß die wenigen erhaltenen Filmdokumente der frühen Jahre nur fragmentarisch eingeblendet werden, meist unterlegt mit der Stimme aus dem Off: ein Interview mit Barrett etwa oder diverse Live-Clips, die ungeschnitten wohl mehr gesagt hätten als tausend Worte.